Das Königreich Schweden und Norwegen. 223 Zone, so daß im südlichsten Theile der längste Tag 19 Stunden, im nördlichstem 2/2 Monat dauert, und eben so länge die längste Winternacht. Der Boden ist durchaus bergig. Die Kiölen theilen sich in zwei Arme: Das Sevegebicge geht südwärts dem Cattegät zu; nach Südwesten lauft das Dofre- field mit grausen Höhen, Zacken und Schluchten, geht unter dem Namen Langefield der Nordsee zu, und endigt hier plötzlich in einem schrecklichen Absturze. Die Küsten des Landes sind voll von Buchten (hier Fiord genannt), Klippen und kleinen Inseln; diese Schee- ren umgürten Norwegen mit einem Walle von Felsen. Alle Flüsse sind nur Küstenflüsse. Viele Landseen sind vorhanden, doch nicht so große, wie in Schweden; auf einigen Seen sind kleine schwimmende Inseln, sogar mit Baumen. Das Klima ist sehr verschieden. Im höchsten Norden erstarret alles im Winter, aber Im Süden, besonders zwischen dem Sevegebicge und Dofrefield, welches den kalten Nordwind abhalt, und die Sonnenstrahlen zurück¬ wirft, kann die Sommerhitze unglaublich groß werden, und 9 Wochen nach der Aussaat ist die Ernte. An der Küste ist die Luft feucht und nebelig, auf den Gebirgen aber rein und sehr gesund. Auf den Bergen, über welche Poststraßen gehen, sind für die Reisenden kleine Hauser errichtet, Bergstuben genannt, in denen man zwar keine Gastwirthschaft, ja nicht einmal Bewohner, aber doch alles nöthige Material findet, um ein erwärmendes Feuer anmachen zu können. Norwegen hat kleine, muntere Pferde, kleines, aber zahlreiches Rindvieh,mit fetter Milch, viele Schafe, we¬ nig Schweine, zahlloses Wild, auch Baren und Wölfe. Die armen Hasen müssen im Winter zuweilen Mause fangen, um nicht Hungers zu sterben. Wildes Geflügel ist in großen Schaaren zu finden, aber fast alle Sing¬ vögel fehlen. Die Fische sind so unermeßlich, daß sie für den geringen Mann das tägliche Brod ausmachen. Mit dem Pflanzenreiche steht es wie in Schweden. Man hat wenig Getraide und Obst, viele Staudengewachse, Hastl- nüsse, eßbare Moose, erstaunlich viel Holz. Aus dem Mineralreiche hat man etwas Gold und Silber, viel Ei¬ sen, welches dem schwedischen an Güte wenig nachsteht,