130 Zweite Abtheilung. Die physikalische Geographie. daß damals die Atmosphäre noch zu sehr mit Kohlensäure überfüllt sein mochte, als daß warmblütige Thiere darin hätten athmen können. Nur in den allerjüngsten Ab¬ theilungen des sekundären Gebirges zeigen sich Spuren hievon, aber freilich nur als höchst vereinzelte -Seltenheiten. 2. Den Mangel an warmblütigen Thieren ersetzen reichlich die Amphibien, die hier nicht nur in großer Häufigkeit, sondern auch in höchst eigenthümlichen und riesenhaften Formen vorkommen. Sie scheinen nur den beiden Ordnungen der Sch ild- kröten und Laurier anzugehören; die letzteren sind es, welche die größte Manuig- faltigkeic der Typen entwickeln. Die Amphibien treten nicht zugleich mit den übrigen urweltlichen Thieren auf; ihre Ueberreste fehlen dem Uebergangsgebirge ganz und stellen sich erst im Zechstein mit dem Protoro8auiu8 Lyenöri ein. Desto zahlreicher erschei¬ nen die Amphibien in den spätern Formationen vom Muschelkalke an bis zu der Kreide. Im erstem zeichnet sich besonders der Mastodonsaurier aus. Mit dem Lias treten in vielen Arten die mit Flossenfüßen versehenen riesenhaften Fischsaurier sJchthyosanrierl und Mecrdrachen sPlesivsaurierj auf, von denen jene eine Länge von 30 bis 40 Fuß erreichten, diese sich durch einen langen, mit 30 Wirbel versehenen Schwanenhälse bemcrklich machen. Zahlreicher sind die Gattungen, die mehr als die eben genannten au die lebenden Krokodile und Eidechsen sich anschließen, und gleichwohl sämmtlich generisch verschieden sind. Vom Mcgalosaurier, der im Jurakalke und in der Kreide zu finden ist, hat man Ueberreste, die auf eine Länge von 30 bis 40 Fuß und noch darüber Hinweisen; die Moseleidechse sMosasaurierj aus der Kreide von Mastricht erreichte wenigstens eine Größe von 24 Fuß. Noch auffallender ist der Jguanödon, eine ungeheure pflan- zensressenbe Eidechse mit Zähnen, ähnlich denen des Leguans, der in den Wäldern des heißen Amerikas lebt. Eine ganze sonderbar Form ist die Flugeidechse [Pte- rodäctylus], die sich zwar nicht durch ihre Größe, wohl aber durch ihre überraschende Vvgelähnlichkcit auszeichnet. Während wohl alle andern urweltlichen Amphibien auf das Wasser mehr, oder minder angewiesen zu sein scheinen, wird die Flugeidechse im Staude gewesen sein, mit ihrer Flughaut flatternd auch in der Luft sich zu halten. 3. Mit den wirbellosen Thieren zugleich stellen sich die Fische von Anfang an in den Uebergaugsgebirgen ein, und machen einen Haupttheil in der Bevölkerung der alten Gewässer aus. Bon den untersten Abtheilungen des Secundärgebirges an bis herauf zur Juraformation findet sich nicht eine einzige Gattung, welche in unsern Gewässern mit noch lebenden Arten vertreten wäre; alle Gattungen und Arten bis hieher sind ausgeftorben. Nur Schalenschupper sPiacoldenj und Glanzschupper sGa- noldenj sind vorhanden. Erst in der Kreide stellen sich die Kammschupper sCtenoldenj und die Kreisschupper sCycloidenj und zwar sehr zahlreich ein. Die Klaffe der Fische nähert sich dadurch entschieden dem jetzigen Bestände, was auch noch beionders dadurch herbeigeführt wird, daß fast ein Drittel der Arten in der Kreidesormation, wenngleich sämmtlich ansgestorben, doch wenigstens zu Gattungen gehören, die noch lebende Species aufzuweisen haben. Im Steinkohlengebirge trifft man die größten Sauroid- fische an, die in wesentlichen Beziehungen mit den Sauriern übereinkommen und ge¬ wissermaßen als ihre Vorläufer anzusehen sind. Ein Unterschied zwischen Meeres-und Süßwasserfischen ist noch nicht vorhanden. 4. Am zahlreichsten unter allen thierischen Ucberresten sind die der Wei chthiere sMolluskenj, theils in ausgestorbenen, theils in noch lebenden Gattungen, und ihre wichtigsten Ordnungen sind gleich in den ältesten Schichten deö Uebergangsgebirges vorfindlich. In ungleich größerer Häufigkeit, als gegenwärtig, stellen sich die schalen- tragenden Kopffüßer ein, deren meiste Gattungen ganz ansgestorben sind, indem nur noch etliche in unsern Gewässern leben. In überaus großer Anzahl, sowohl nach Arten, als nach Individuen, zeigt sich die Familie der Ammons hörn er sArnrnomtej, die durch, das ganze Secundärgebirge'hindurchreicht. Bon beschränkterer Verbreitung sind die Gerad horn sch n ecke n [Örthocerathrtes] und die Hexenfinger jLelorn- nitej, von denen die ersteren dem Uebergangsgebirge angehören und im Bergkalke er¬ löschen, die letzteren zugleich mit der Gattung Ammonite lediglich der Lias-, Jurakalk- und Kreideformation zustehen An Zahl und Arten übertreffen die Schnecken und Mu¬ scheln alle andern Organismen, doch treten die ersteren erst vom Lias in größerer Frequenz auf, und nur von da an kommen unter ihnen dieZoophagen sThierflcischefferj zum Vorichein. 5. Die Gliederthiere zeigen keinen großen Neichthnm an Typen. Von eigentlichen Insekten, Spinnen und selbst Skorpionen fehlen im ganzen Uebergangs¬ gebirge und selbst noch im Zechstein alle Spuren; nur im Steinkohlengebirge haben sich etliche Neste von Insekten, Skorpionen und Pseudolkorpionldeu gezeigt. Dagegen stellt sich rn den ältesten Abtheilungen eine ganz eigenthümliche Familie, die Tri- loblteu ein, die in mehr als 100 Arten das Uebergangsgebirge und den Bergkalk