796 Dritte Abtheilung. Afrika. 4. Der Handel hat mit vielen Hindernissen zu kämpfen, besonders mit dem Mangel an Landstraßen und fahrbaren Strömen, mit der Unzugänglichkeit der Gebirge, über welche die Lasten nur auf dem Nucken von Menschen fortgeschafft wer¬ den können, mit großen Wüsten, die man nur mit Hülfe des Kameels durchziehen kann, mit dem Mangel an guten Häfen und reich gegliederten Küsten, mit der Unbekanntschast der Afrikaner in der Meerschiffahrt, mit der Rohheit der Völker, der Habgier der Fürsten, der Raubsucht der Nomaden und manchen religiösen Vorurthei- len. Dennoch aber ist Handel und Verkehr sehr bedeutend und lebhaft, besonders in allen muhamedanischen Ländern. 5. In ganz Nordafrika ist der Handel hauptsächlich in den Händen arabisch - maurischer Handelsleute. Von den Staaten der Berberei aus durchziehen sie die Sahara und den Hoch - Sudan bis zum Busen von Guinea, so wie den flachen Sudan bis zum Nordrande Hochafrikas, und haben bis jetzt noch immer die europäi¬ schen Handelsleute, die von Senegambien, von der Küste Oberguineas und von Algier aus einzudringen suchten, zu verdrängen gewußt. Die wichtigstenHandels- plätze des muhamedanischen Afrikas, mit Ausnahme der Nilländer, sind: Tetuan, Tafilet und Tanger in Marokko; Algier in Algier; Tunis; Tripolis und Ghadamis; Murzuk in Fezzan; Segu und Timbuktu am Niger; S6koto und Kano in dem Fellanstaat Sökoto; Kuka in Bornü u. a. O. 6. Von großer Wichtigkeit ist der Handel in den Nilländern. Im Quelllande des Nil, in Habesch, Schva und Efat, in Narea und Kaffa hat zwar der Handel be¬ deutend abgenommen, doch ist er noch immer von solcher Bedeutung, daß er viele arabische Karawanen von Nubien und vom indischen Meere her beschäftiget und schon längst eine Lockspeise für englische und französische Kaufleute geworden ist. Der be¬ deutende Handel Nubiens und Aegyptens ist fast ganz in den Händen des Vicekönigs. Hier bildet der Nil die Hauptsahrstraße für den innern Verkehr; Alexandrien mit seinen 2 Häfen ist der Centralpunkt für den Handel mit dem Ausland. 7. Auch mit den Bewohnern von dem Hochlande Südafrikas wird ein be¬ deutender Handel getrieben. An der Ostküfte suchen die Araber sbesonders der Imam von Maskats, welche hier einst von den Portugiesen verdrängt worden sind, den Handel wieder ganz in ihre Hände zu bekommen. An der Westküste entwickeln außer den Portu¬ giesen auch die Briten und Franzosen eine große Verkehrsthätigkeit. Im Kaplande ist der Handel allein in den Händen der Briten. 8. Die Haupteinfuhrartikel ins Innere von Afrika sind: Pistolen, Flin¬ ten, Säbel, Glaswaaren, Wollenzeuge, Seidenwaaren, Töpfergeschirr, Messing, gedruckte Baumwollenzeuge, gestreifte Musseline, Schreibpapier, Korallen, Rasirmesser, Salz, Gewürze, Parfümerien, indische Schals, Branntwein, Rum, Quincailleriewaaren u. s. w. 9. Die Hauptausfuhrartikel sind: Kaffee, Zucker, Reis, Datteln, Palmöl, Wein aus Madeira, den canarischen Inseln und vom Kapland, Baumwolle, Specereien, Indigo, Gummi, Senncsblätter, Aloe, Eben-, Sandel- und Schiffsbauholz, Kameele, Elfenbein, Rhinocerosbörner und- Häute, Panther-, Leoparden- und Löwenfelle, Strau߬ federn , Wachs, Moschus, Goldstaub und Sklaven, von denen jährlich trotz der von England und Frankreich dagegen ergriffenen Maßregel gegen 300,000 Köpfe haupt¬ sächlich nach Brasilien und in die Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgeführt werden. Werden ja sogar in Algier unter dem Regiment der Franzosen schwarze Slaven verkauft. 10. Geprägtes Geld bildet nur an den Küsten das Tauschmittel für den Ver¬ kehr. Im Innern gebraucht man anstatt desselben Goldstaub oder Tibbar, haupt¬ sächlich im Sudan; P orz ellansch necken oder Kauris im Sudan, in Guinea und in Senegambien; Salz stücke in Habesch und in den Gegenden am Südrande der Sabarä ; L e i n w a n d st r e i f e n und B a u m w o l l e n z e u g e in Habesch und in Nigrilien. 11. Alle Wissenschaften und Künste sind unter den heidnischen Negervölkern völlig unbekannt. Dagegen gibt es in den muhamedanischen Staaten hie und da Schulen, die sich aber hauptsächlich nur mit dem Lesen und Auslegen des Korans beschäftigen. Es kaun auch in diesen Ländern, wenn man Algier und Aegypten aus¬ nimmt, von keiner Gelehrsamkeit die Rede sein. 12. Nicht viel besser, ja vielleicht noch schlimmer, als in den muhamedanischen Staaten, steht es mit der geistigen Bildung im christlichen Abessinien und in den por- tugiesichen Besitzungen. Auch die Franzosen haben bis jetzt in dieser Beziehung nichts gewirkt, vielleicht eher noch geschadet. Nur die Engländer, in Verbindung mit