Italien. 349 diese Weinreben, nach Art der Amerikanischen Lianen, von einem Ufer des Kanales zum andern hinüber, und bedecken ihn wie ein Teppich. Zur Herbstzeit hangen von diesen Festons unzählige Trauben herab. Umsonst aber, daß die Natur so vielen Aufwand an diese Gegenden verschwendet, er dient einer Wüste zum Schmu¬ cke. Die Thiere der Wildniß sind die einzigen Geschöpfe, die sich diese Reichthümer der Schöpfung zueignen, und nur selten erblickt man hier etwa auch ein menschliches Wesen; aber selbst der Mensch kommt in diesem Wohnsitze der Gefahr nicht anders als in feind¬ seliger Gestalt zum Vorschein. Bald ist es ein Hirt, der mit sei¬ ner Lanze einen grimmigen Büffel verscheucht; bald ein Räuber vom Gebirge, der unter Blumen und Feigengebüschen versteckt, mit spähendem Auge und geladenem Feuergewehre dem Durchrei¬ senden auflauert. Die Apenninen, ein Gebirge, welches die ganze Italie¬ nische Halbinsel durchzieht, sind eigentlich nichts anders als eine Fortsetzung der Meer- oder Seealpen, von welchen sie sich zwischen Coni und Tenda, beim Col de Tend a, an der Süd¬ gränze von Piemont, trennen. Sie streichen Anfangs gegen N. O., wenden sich dann gegen S.O. und zuletzt gegen S.W., bis sie in der südlichsten Spitze des Italienischen Festlandes am Jo¬ nischen Meere sich endigen. Im Norden trennt ein langes, breites Tiefland, nämlich die Lombardische Ebene (das Bas¬ sin des Po) die Apenninen von den Alpen. Der Hauptrücken der Apenninen kommt in Mittelitalien der Ostküste weit näher als der Westküste, hält in Unteritalien ohngefähr die Mitte zwischen bei¬ den Küsten und theilt sich im Königreiche Neapel, an den Quel¬ len des Brad ano, in zwei Züge, wovon der eine südostwarts zur Südostspitze Italiens läuft und sich hier mit dem Vorgebirge Leuca endigt, und der andere südwestwärts zur Südwcstspitze Italiens geht und hier in das Vorgebirge Spartirento aus¬ läuft. An Höhe können sich die Apenninen nicht mit den Alpen messen; denn ihr höchster Punkt, der Monte Corno in den Neapolitanischen Provinzen Abruzzo, den man dort allgemein un¬ ter dem Namen Gran Sasso d'Italia kennt, und der sich zwischen Teronno und Aguila erhebt, ist nur 9500 F. hoch, bleibt also weit an Höhe hinter den Riesenbergen der Alpen zurück. Sie bekommen in der Regel schon gegen die Mitte des Oktobers ihre Winterdecke von Schnee und behalten sie bis in den April. In den höhern Bergen von Abruzzo und an dem 7800 F. hohen Ve- lino im Kirchenstaate bleibt der Schnee vom September bis zuml Mai, ja an einigen Stellen des Gran Saffo bis im Julius lie¬ gen , oder schmilzt an wenigen geschützten Stellen desselben woh nie. Die Apenninen unterscheiden sich auch von den Alpen sehr durch den Mangel an großen und tiefen Thälern, durch die we¬ niger zahlreichen Flüsse und Seen und durch die Armuth an Wal-