P a r m a. 383 aber die Natur hat ihnen Schönheit der Formen und einen ho¬ hen Grad von Muskelstarke gegeben. Das weibliche Geschlecht ist von ausnehmend schönem Wüchse und sein Körper zwischen dem läten und 16ten Jahre völlig ausgebildet. Die Sprache der Garden gehört zu den Romanischen Sprachen und ist in einigen Beziehungen ein Dialekt der Italienischen, aber viel harmonischer als das Piemontesische, Genuesische, Mailandische und die übri¬ gen Mundarten des nördlichen Italiens, und nähert sich mehr dem Sicilischen, Neapolitanischen und Römischen. Ein lebhafter Geist und eine schnelle Fassungsgabe macht die Garden im Allge¬ meinen sehr geschickt zu wissenschaftlichen Beschäftigungen; und seit der Gründung der zwei Landesuniversitaten haben sich viele Garden in den Wissenschaften und in der Dichtkunst hervorgethan. Zwistigkeiten und Mordthaten sind unter den Landleuten, vorzüg¬ lich aber unter den Hirten nicht selten. Ein gebrochnes Heiraths- versprechen, ein gestohlnes Stück Vieh, das sind die gewöhnlich¬ sten Veranlassungen zu Streit und Feindschaft. Doch ist der Charakter dieser Gebirgsbewohner und selbst der Banditen nicht so wild, als man vielleicht hieraus zu schließen geneigt sein möch¬ te; denn außer der Gastfreiheit, die eine Nationaltugend bei ih¬ nen ist, und welche sie selbst ihrem ärgsten Feinde erweisen, trifft man oft bei ihnen eine Art von Großmuth, welche sie abhalt ihre überlegene Anzahl oder den Vortheil ihrer Stellung zu mißbrau¬ chen. So ist es z. B. sehr selten, daß sie einzelne Soldaten, selbst wenn diese auf ihrer Verfolgung begriffen sein sollten, und der Zufall sie ihnen in die Hände liefert, angreifen. Die Klei¬ dung der Garden hat viel Eigenthümliches und einige auffallende Aehnlichkeiten mit den Trachten der Alten. Das Hauptkleidungs¬ stück ist das Colletu, eine Art Mannsrock ohne Aermel, der bis auf die Knie herabgeht, übereinander geschlagen und mit ei¬ nem Gürtel zusammengehalten wird. Es besteht aus gegerbtem Leder, ist von gelber oder rothgelber Farbe und macht das tägli¬ che Kleidungsstück der meisten Landbewohner, besonders der ebe¬ nen und südlichen Bezirke aus. In den südlichern und westli¬ chern Theilen der Insel tragt der Bauer und vornehmlich der Hirte einen Pelz, aus vier Schaf- oder Ziegenfellen zusammengesetzt. Der Cabanu ist eine Art langer und weiter Ueberrock von schwarzem Zeug, der bis auf die Fersen herab geht, und dessen man sich fast im ganzen Norden der Insel bedient. Das Herzogthum Parma. Im Mittelalter gehörte das Land zu den Italienischen Be¬ sitzungen der Deutschen Kaiser. Nachdem es sich unabhängig von dnser Herrschaft gemacht hatte und die errungene Freiheit vom Kaiser und Reiche bestätigt worden war, verstanden die Bewoh- <