Oesterreich. 561 allein sein Sohn Swatobog unterlag den Angriffen der Ungarn, die ihm den ganzen Ungarischen Theil seines Reichs entrissen. Spater vom Kaiser und Pabst geachtet, verlor Swatobog 908 auch Mahren, das sich dem Böhmischen Herzog Wratislaw unterwarf, um nicht unter Ungarische Herrschaft zu kommen. Nach dieses Herzogs Tode erhielt zwar Mahren wieder eigene Regenten, aber unter dem Böhmischen Herzog Boleslaw 11. kam es nochmals an Böhmen und blieb seitdem fast beständig davon abhängig. Eine Zeitlang theilten die Böhmischen Regenten Mahren oft in verschie¬ dene Fürstenthümer und belehnten damit Glieder ihrer Familie. Wahrend dieser Periode erhielt Mahren vom Kaiser Friedrich I. im Jahre 1162 den Titel einer Markgrafschaft. Von dem Jahre 1293 an, blieb Mahren ungelheilt und bloß von Statthaltern re¬ giert bei Böhmen, hat seitdem dieselben Regenten wie Böhmen gehabt und ist mit diesem im Jahre 1526 an das Haus Oester¬ reich gekommen. Brünn besteht aus der innern Stadt und den um dieselbe herum gelegenen 14 Vorstädten, mit welchen es jetzt 2200 H. und 37,000 E. hat. Hohe Mauern und ein tiefer Graben um¬ geben die mit engen, winkeligen, aber gut gepflasterten und des Nachts erleuchteten Straßen versehene innere Stadt. Die an der Westseite der Stadt auf einem Berge gelegene vormalige Citadelle, der Spielberg genannt, dient jetzt bloß zu einem Staatsgefäng¬ nisse, seitdem 1809 die Franzosen einen Theil der alten Festungs¬ werke gesprengt haben. Brünn ist seit vielen Jahren der Haupt¬ sitz der Tuchfabrikation in der ganzen Monarchie und enthält meh¬ rere ansehnliche Gebäude, worunter wir nur das Landhaus oder Dikasterialgebäude nennen, worin der Gouverneur wohnt und auch der Pflug aufbewahrt wird, mit welchem Kaiser Joseph 11. im I. 1769 beim Dorfe Slawikowitz in der Nähe des Mährischen Markt¬ fleckens Rausnitz, gleich dem Kaiser von China, geackert hat. Neben dem Spielberge erhebt sich der Petersberg, dessen äußerste Fortsetzung aus einer kahlen Felsenmasse in einen grünen beschat¬ teten Spazirplatz verwandelt ist, einen 60 F. hohen marmornen Obelisk trägt und jetzt nach dem Kaiser den Namen Franzens¬ berg führt. Der Augarten ist ein schöner, von Joseph II. dem Volke geöffneter Park. 3£ M. nordöstlich von Brünn ist die Mazocha, ein schauerlicher Abgrund und eine der größten Natur- merkwürdigkeiten Mährens. Sie besteht in einem Berg - oder Erdsturze, der auf allen Seiten mit größtentheils ganz nackten, kahlen, senkrechten Felswänden eingeschlossen und nach angestellten Messungen 300 F. lang, 180 breit und 504 (nach Andern 780) F. tief ist. Nur von einem überhangenden Stein, worauf man sich legen muß, und noch von einem andern Punkte läßt sich diese Nalurmerkwürdigkeit überschauen. In den Seitenwänden wird man Höhlen gewahr, durch welche Wasser strömt. Nahe daran 36