610 Deutschland. sie sich noch weiter, nämlich nördlich 'bis an die Elbe und südlich dis an den Main ; 3) die B o j o a r i e r, zwischen dem Lech, der Enns, Donau und den Alpen, woraus die Baiern entstanden zu sein schei¬ nen; 4) die Sachsen, ein mächtiges Volk zwischen dem Harze, der Elbe und dem Niederrhein, die sich in 3 Hauptzwcige: OstpHa¬ len, Westphalen und Engern theilten; 5) die Friesen, im nordwestlichen Theile Germaniens, von den Mündungsarmen des Rhein längs der Küste der Nordsee bis zur Westküste Jütlands; 6) Franken, aus Völkerstammen bestehend, die zu dem alten Eheruskerbundegehört hatten; sie wohnten zwischen dem Rhein,Main, der obern Weser, und der obern Elbe, und breiteten ihre Wohn¬ sitze jedoch schon jenseits des Rheins aus, sowie die Burgunder, die sich in Helvetien und Gallien an dem Rhone und an der Saone niedergelassen hatten; 7) Slavische Völkerschaften, welche in die von ihren alten Bewohnern verlassenen nördlichen und öst¬ lichen Gegenden zwischen der Elbe und Weichsel eingerückt waren, wohin die E zechen in Böhmen, die Sorben zwischen der Elbe und Saale, die Obotritcn in Brandenburg, Pommern und Meck¬ lenburg gehörten, wovon man in der Folge die Sorben und Obo- triten mit dem Namen Wenden belegte. Alle diese Nationen waren, mit Ausnahme der Slavischen Völkerschaften, Abkömm¬ linge eines Stammes, Germanen oder Deutsche, welcher letztere Namen in diesem Zeiträume nach und nach die Gesammt¬ heit derselben zu bezeichnen anfing. Unter den verschiedenen deutschen Völkern hatten die Fran¬ ken, durch die Eroberung Galliens, zuerst ein Reich errichtet, in¬ dem der Franke Chlodwig (Ludwig) am Ende des 5. Jahr¬ hunderts die Römer aus Gallien verjagte, nach Ueberwindung der Burgunder und Alemannen sich zum Herrn des ganzen Franken¬ landes von den Quellen des Rhein bis zur Garonne machte, die christliche Religion annahm und der erste König des Franken- Reichs wurde. Unter seinen Nachkommen verfiel aber bald dieses mächtige Reich der Franken, bis das Geschlecht der Karolinger *) im 8. Jahrhunderte sich in den Besitz des Thrones setzte und die Macht der Franken von Neuem herstellte; denn Karl der Große, einer der größten Männer seiner Zeit, welcher von 768 bis 814 regierte und 800 zu Rom von dem Pabste als Römi¬ scher Kaiser gekrönt wurde, erweiterte das Fränkische Reich zu ei¬ ner solchen Größe, daß es sich von der Nordsee bis zu den Py¬ renäen und jenseits der Alpen bis in den Stiefel von Italien und von dem Atlantischen Ozean bis zur Elbe ausdehnte. Seine Re¬ gierung bezeichnet einen der wichtigsten Abschnitte in der Deutschen Gescbichte. Nicht allein, daß er das Christenthum über ganz Deutschland verbreitete, sondern er schmolz auch, durch die Besie- !) Man sehe S. 140 des Hülfs buchs nach.