113 gewesen und bereits 1570 von beit Grafen Ernst und Martin von Reinstein besucht worden sein. Der Baumannshöhle fast gegenüber, also auf dein rechten Bodeufer, befindet sich eine ähnliche Hohle, welche nach dem auf der Thalwand sich erhebenden Bielstein die Bielshöhle heißt. Sie wurde 1672 bei Gelegenheit eines Waldbrandes, der den Eingang sichtbar machte, entdeckt, aber erst 1788 durch den Bergmann Becker zugänglich gemacht. Wir haben sie, da sie im Ganzen der Baumanns¬ höhle ähnlich ist, nicht besucht, sondern setzten nun unsern Weg nach Elbingerode fort. 12. Das preußische Thüringen. Der südwestliche Theil der Provinz Sachsen wird von einem Theile Thüringens gebildet. Das ist ein schönes Land, in welchem herrliche Auen und Thäler mit Bergen, Hügeln und Höhenzügen abwechseln. Unser König besitzt nur einen Theil dieses reich ge¬ segneten Landes. Aber unsere Nachbaren in den anderen Theilen werden es uns gestatten, daß wir bei einer Rundschau auf das preußische Thüringen auch ihnen etwas über den Zaun gucken, damit wir uns mit ihnen des reichen Segens freuen können, welchen der liebe Gott dem Lande geschenkt hat. Von den Höhen des Thüringer Landes blickt man in Thäler hinab, in denen Dorf an Dorf, Feld an Feld liegt. Zunächst den Flüssen und Bächen breiten sich Wiesen aus, dann Feldfluren und oben die Wälder. Die Dörfer sind von herrlichen Obstanlagen umgeben, und die Felder prangen in Fruchtbarkeit wie Gärten. Hier siehst du Weizenflächen, grün und dunkel, dort goldgelbe Rübsengefilde, da Fenchel, Anis, Kümmel, Flachs u. s. w. Und das Alles kannst du wie eine Karte überschauen, wenn du einige hundert Schritte auf die Höhe gebst. Du lagerst dich unter eine Buche und schauest Meilen lange Ebenen mit ihren Dörfern, Feldern, Gärten, Wiesen und Wäldern. Hinter dir hörst du im Walde das Geklingel der Heerde und die Axt des Holzhauers. — Der Thüringer hat Alles, was Deutschlands Boden und Witterung erzeugen kann, Alles dicht bei einander. —Der Thüringer Wald, sagt L. Storch, ist ein grünes freundliches Blatt, das sich Deutschland zu Schmuck und Zierde an seine treuschlagende Brust gesteckt hat. Aber es ist auch die Gestalt eines Herzens, die dieses Gebirge trägt; und auch ein Herz ist der Thüringer Wald, durchpulst von grünem Waldleben, voll heimlich süßer deutscher Träume, voll stiller gefühlvoller Dichtung, voll Sehnsucht und Hoffnung; ein deutsches Herz ist er, das Herz Deutschlands, das seine Adern, seine frischen klaren Quellen und Ströme dem Rhein, der Elbe und Weser zuführt. Sie gehen aus von ihm, goldführend und prächtig, wie die vier Ströme, die ©eogt. Bilder. I. 4te Aufl. 8