77 Darum merke: Wenn du wandern gehst, so nimm deinen heiligen Glauben mit und deine Bibel und dein Gesangbuch; denn in diesen Dreien liegen die ächten Herrlichkeiten des deut¬ schen Vaterlandes. Wer aber ohne die auszieht, der kann wan¬ dern bis ans Ende der Welt und findet nimmer eine Heimath. 0612 und Ehr’ treibt die Leute über’s Meer. — In andern Ländern isst man wohl auch Brot; aber daheim schmeckt es süsser. 96. Der rechte Steuermann. Ein Geistlicher in einem Seestädtchen fuhr auf einem kleinen Schifflein vom Ufer nach der gegenüberliegenden Insel. Am Hintertheil des Schiffes stand der Steuermann; vorne saßen zwei Matrosen, Vater und Sohn, und handhabten die Ruder. „Ihr seid heute wieder traurig, Jack," sagte der Geistliche zu dem Va¬ ter. „Freilich," antwortete der Matrose, „der Winter ist vor der Thüre, und wie wirv's werden mit meinen fünf Kindern? Ich bin den ganzen Tag voller Sorge." — „Das sollt ihr aber nicht sein; denn der Heiland sagt: Sorget nicht!" — „Den Spruch versteh' ich nimmer und nimmer; also soll ich mich jetzt auf die faule Haut legen, von meinen paar ersparten Groschen mir einige gute Tage machen, und es daraus ankommen lassen, ob der liebe GoU Etwas bescheert für Weib und Kind, oder ob sie hungern und frieren müssen?" „Das nicht, aber — holla, Jack! was ist denn das?" rief plötzlich der Geistliche, „wir fahren eben durch die Klippen, und ihr schaut euch nicht einmal um darnach? Thut eure Schuldig¬ keit!" — „Ei," sagte der Matrose gleichgültig, „das ist Sache des Steuermanns." — „Thut eure Schuldigkeit, Jack! sage ich noch einmal, und dämmert nicht so vor euch hin; seht ihr denn die Klippen nicht? Wir gehen zu Grunde, wenn ihr's so leichtsinnig mit eurer Arbeit nehmt." —- „Schuldigkeit thun — leichtsinnig nehmen?" erwiederte der Matrose; „Herr, wie kommt ihr mir vor? Arbeit' ich nicht aus Leibeskräften? Soll ich vielleicht mit steuern helfen?" — „Freilich,, freilich," sagte.der Geistliche, „da¬ mit es glücklich vorwärts geht." — „Ach das wäre ja eine un¬ nütze Geschichte, Herr. Jeder thut eben das Seine, dann wird schon Alles recht werden; — der Steuermann steuert, und ich führe das Ruder. So ist's Schiffsbrauch!" „Nun nehmt's nur nicht übel, Jack!»" erwiederte lächelnd der Geistliche, „im Reich Gottes ist's eben auch so Brauch. Das Ar¬ beiten ist eure Sache, das thut aus Leibeskräften und seht dabei nichts rechts und links! — Die Sorge aber, daß ihr bei eurer Arbeit zu Grunde gehen und nicht vorwärts kommen möget, die erspart euch und laßt sie Dem, der am Steuer sitzt und von dem