175 J0t 33. Der alte Aiethe«: 1. Joachim Hans von Ziethen, Husaren-General, dem Feind die Stirne bieten that er die hundert Mal. Sie haben'ö All' erfahren, wie er die Pelze wusch mit seinen Leibhusaren, der Ziethen aus dem Busch. 2. Der Friede war geschlossen; doch Kriegeslust und Qual die alten Schlachtgenoffen durchlebten noch einmal. Wie Marschall Daun gezaudert, und Fritz und Ziethen nie: es ward jetzt durchgeplaudert bei Tisch in Sanssouci. 3. Hei, wie den Feind sie bläuten bei Lowositz und Prag, bei Liegnitz und bei Leuchen und weiter Schlag auf Schlag! Bei Torgau, Tag der Ehre, ritt selbst der Fritz nach Haus; doch Ziethen sprach: „Ich kehre erst noch mein Schlachtfeld ausl 4. Sie stritten nie alleine, der Ziethen und der Fritz; der Donner war der Eine; der Andre war der Blitz. Es wies sich Keiner träge; drum schlug's auch immer ein; ob warm', ob kalte Schläge, sie pflegten gut zu sein. 5. Einst möcht es ihm nicht schmecken, und sieh, der Ziethen schlief. Ein Höfling will ihn wecken; der König aber rief: „Laßt schlafen mir den Alten! Er hat in mancher Nacht für uns sich wach gehalten; — der hat genug gewacht!" 6. Und als die Zeit erfüllet des alten Helden war, lag einst, schlicht eingehüllet, Hans Ziethen, der Husar. Wie selber er genommen die Feinde stets im Husch, so war der Tod gekommen wie Ziethen aus dem Busch. 34. Das Riesengebirge. I. Anblick bes «geßtrges. Ist man auf der Berlin-Breslauer Eisenbahn bis Kohlfurt gekommen, von wo ein Schienenweg über Görlitz nach Dresden führt, so erscheint das Riesengebirge als eine hellblaue, meisten- theils in Wolken gehüllte Masse. Naht man sich dem Gebirge, so verschwindet der Hauptkamm zeitweise hinter den Vorbergen, kommt aber bald wieder groß und mächtig hervor. Hat man end¬ lich den letzten Zug des Vorgebirges überschritten, so sieht man unter sich das weite, fruchtbare Hirschberger Thal, aus welchem eine blaue Gebirgswand steil sich erhebt. Bei reiner Luft und bei klarer Sonne erscheinen die oberen Theile dieses Kammes in einem verschwimmenden Rothgrau. Hellgrüne Matten ziehen sich an einzelnen Stellen herunter, unterbrochen von dunkelgrünen Knie¬ holzgebüschen. Sinkt die Sonne, so leuchten auf dem höchsten Gipfel, der Schneekoppe, die Fenster des Koppenhauses. Bei schönem Abendroth erscheint die ganze riesige Masse in rosigem Licht, das sich bis auf die Fruchtselder des Thales herab erstreckt. Je mehr aber die Sonne sinkt, desto mehr rückt das Bergglühen nach oben, bis zuletzt, nach Sonnenuntergang, nur noch die Gipfel schwach roth erleuchtet sind, die ganze Wand aber finster herab¬ schaut.