296 fliegen und Mücklein vorlieb. Nein, einer gewissen Art von Vö¬ geln, den Kolibris, geht sie nach, greift sie an, tödtet sie und saugt ihnen das Blut und die Eier aus. Worüber soll man sich am meisten verwundern, über die große Spinne oder über die klei¬ nen Vögel. 25. Die Seide. Das schöne Band an deinem Hut, das bunte, weiche Tuch — sie sind aus Seide. Wo kommt die Seide her, und wie entsteht sie? — Gott bereitet sie aus Erde, Luft und Wasser mit Hülfe zweier Körnlein. Das eine Körnchen ist mit vielen andern seinesgleichen eingehüllt von einer wohlschmeckenden, süßsäuerlicheu Masie. Es bildet mit ihnen zusammen eine Beere, die ähnlich der Himbeere ist, weiß oder roth von Farbe. Maul¬ beere nennt man sie, und der Baum, auf dem sie wächst, heißt Maulbeerbaum. Dies kleine Korn fällt in die Erde, fängt'an zu keimen und zu wachsen. Mit großem Fleiß saugt es dlc Nahrung ein; Erde, Wasier und Luft ist seine Speise. Und was baut es daraus? Nach unten starke, feste Wurzeln, nach oben einen Stamm, am Stamme Aeste, an diesem Zweige und an den Zweigen Blätter, dann wieder Blüthen, klein und unansehnlich, und an diesen werden wieder Maulbeeren. Woraus wird aber nun die Seide? — Soll diese werden, so muß ein zweites Körnchen herbei; das ist fast noch kleiner, als das erste. Der liebe Gott sorgt schon dafür, daß es an den Zweig des Baumes gelangt. Es ist dies winzige Körnchen, das kaum so groß ist, als der Knopf einer Steck¬ nadel, — ein Ei. Außen hat es eine harte Schale, und innen ist es weich. Die Sonne ist die Mutter; sie brütet das Ei am Zweig des Baumes aus. Wenig Tage währt es, nachdem sie es durchwärmt mit ihrem Strahl, so hat sich die Masse in dem Ei, an der man anfangs keine Form erkannte, in ein kleines Räupchen umgewandelt, das zusammengekrümmt darin liegt. So klein ist dies, daß es im winzigen Ei genug Platz hat. Jetzt aber wird ihm die Zeit zu lang; der Hunger plagt es; der Aufenthalt im engen Kämmerlein ge¬ fällt ihm nicht mehr; wie ein Gefangener sehnt es sich hinaus. Doch wie kommt es aus der harten Schale seines Kerkers? Es sind der kleinen Raupe zwei tüchtige Freßzangen verliehen; mit denen beginnt sie, die Schale zu zernagen. Jetzt hat sie ein Loch gebissen und sieht zum ersten Male das Licht des Tages; emsig beißt sie weiter, und in einem halben Tage ist das Loch so groß, daß das ganze schwarze Räupchen herauskriechen kann. Nun streckt sich's und freut sich über den warmen Sonnenschein, die angenehme Luft und über's grüne Maulbeerblatt. Doch nach der schweren Arbeit fühlt es großen Hunger. Zwei Augen sind am Kopfe, die zeigen ihm seine Nahrung; 16 Füße besitzt es, 6 vorn, 10 hinten; mit denen kriecht es zum jungen zarten Blatt, das eben erst der Knospe entsprossen ist; — das ist sein Frühstück. Nun macht es Tag und Nacht nichts anders, als daß es frißt. Doch so viel es immer auch verzehrt, so flei¬ ßig es auch Blatt für Blatt wegspeist; so ist der Maulbeerbaum doch noch viel fleißiger und treibt an allen Zweigen immer neue Blätter, so daß es unserm Räupchen nie an Futter fehlt. Vom vielen Fressen „wird ihm der kleine Bauch