Vorwort zur 13. Auflage. Die Lesebücher für unsere Volksschulen sollen nicht nur zum Unterrichte im Lesen dienen, sondern auch die Geistes - und Gemüthsbildung der Kinder fördern und ihnen die fürs Leben nöthigen und nützlichen Kenntnisse mittheilen; sie sind die Handbücher über die einzelnen Zweige des Wissens, und werden es wohl immer bleiben; denn es wird wohl sehr wenig Schulen geben, in denen außer Katechis¬ mus, Evangelium und biblischer Geschichte noch andere Handbücher im Gebrauch sind. Darüber ist man einig, nur über Wahl und Einrichtung des Lesestoffes strei¬ tet man, die Meinung der Mehrzahl aber geht dahin, daß derselbe für die obere Klaffe aus der Lehre vom Menschen, der Erd -, Natur - und Gewerbekunde zu nehmen und mit besonderer Rücksicht auf dieFaffungskraft der Schüler zu bear¬ beiten sei. Wenn eS ein Hauptzweck des Lesebuchs ist, den Kindern nützliche Kentniffe mitzutheilen, so muß man damit früh anfangen. Von diesem Grundsätze aus¬ gehend, enthält das 1. Lesebuch des Herausgebers*) das Wiffenswürdigste in ein¬ zelnen Bruchstücken und kurzen Abrissen, die der Lehrer in dem Unterrichte im Anschauen, Denken und Sprechen benutzen und nach Bedürfniß ausführen kann. Geeignete Erzählungen und Gedichte würzen die Uebungen und bilden Herz und Gemüth. Das Lesebuch für mittlere Klaffen von F. R end sch midt**) bietet zur Geistes - und Gemüthsbildung mannigfachen Stoff in Fabeln, Parabeln, Erzählungen und Gedichten, zur Erweckung des religiösen Gefühls eine leicht¬ faßliche Abhandlung über Gott und sein Walten, und von den so genannten Realien eine preußische Vaterlandskunde und ausgeführte Umrisse aus der Na¬ turgeschichte u. bergt, mehr. Im vorliegenden Werke aber gab der Verfasser statt der erdichteten morali¬ schen Erzählungen die merkwürdigsten Begebenheiten aus der Weltgeschichte; denn die Darstellung dessen, was sich wirklich zugetragen, der Thaten und Schicksale einzelner Menschen und ganzer Völker, ihrer Tugenden und Laster, Kämpfe und Bestrebungen, ihres Emporkommens und ihres Unterganges übt auf den gereifteren Schüler einen stärkeren, nachhaltigeren Einfluß als jene Dichtungen — die ihn zuletzt kalt lassen, weil er sie an vorher gebrauchten Bü¬ chern zur Genüge kennen gelernt hat. Mit der Lehre vom menschlichen Körper ist die so höchst wichtige Gesund¬ heitslehre verbunden; die Seelenlehre wird durch Gleichnisse und Erzählungen erläutert. In der Geographie finden sich neben Erklärungen, Angaben und Namen auch Schilderungen von Gebirgen, Höhlen u. s.w. Die einzelnen Länder von Europa, mit Ausnahme Deutschlands und des preußischen Staates, sind kurz be¬ handelt; von den übrigen Erdtheilen erfahren die Kinder das, was ihnen nöthig ist. Die Naturwissenschaften greifen immer gewaltiger und wirksamer in alle Zweige der menschlichen Thätigkeit, und es fand daher aus der Naturlehre we¬ nigstens dasjenige Aufnahme, was ein Schüler von 11—14 Jahren begreifen und was ihm der Lehrer ohne künstliche Vorrichtungen deutlich machen kann. Das Denken und Forschen über Kräfte, Wirkungen und Erscheinungen wird möglichst angeregt. Die Naturgeschichte erstreckt sich über das Wissenswertheste aus den 3 Reichen. Einheimisches wurde vorzüglich berücksichtigt; die Eintheilung der Pflanzen in 24 Klaffen nach Linnö deshalb gewählt, weil sie die faßlichste ist und die Schüler nach ihr am leichtesten selbst Beobachtungen anstellen können. Die folgenden Abschnitte machen den Schüler mit der vielfachen Thätigkeit des Menschen bekannt und zeigen ihm, wohin Arbeit und Nachdenken führen. *) Erstes Lesebuch zum Gebrauch 'in Elementarschulen und beim Privatunterricht von F. Kühn. 17. Auflage. Preis 3r/z Sgr. Lesestbel von Franz Kühn. Separ. Abdr. des ersten Theiles des Vorstehenden geb. 21/2 Sgr. **) Lesebuch für die mittlere Klasse der kathol. Stadt- und Landschulen von Felix Rendschmidt. 10.durchgesehene und vermehrte Auflage, herausg. v. F. Kühn. Preis 8 Sgr.