stand lange beschämt und stumm da. „Vergib mir, redli¬ cher Greis," sprach er endlich, zu sehr gerührt, und mit einem Strome von Zähren, die ihm wider Willen drk rauhen Wangen herabstürzten, „vergib mir mein hartes Betragen!" „Was soll ich dir vergeben?" erwiderte Semnon mit freundlicher Miene. „Hab' ich mich denn Nicht eben genug an dir gerächet?" Jthamar: Also war Wohlthun deine Rache, beleidig¬ ter Mann? — — — Gott! — Rächet sich der Red¬ liche so? Wohlthun ist die edelste Hache. 67. Kindliche Liebe eines Negers. Ein Neger am Flusse Volta in Senegambien war durch Unglücksfälle in Schulden gerathen. Zu ihrer Bezahlung blieb ihm nur der Verkauf seiner Kinder oder seiner selbst noch übrig. Aus Vaterliebe wählte er das Letztere, und übergab sich willig dem Gläubiger, der ihn auf das Schiff eines Sklavenhändlers führte. Hier wartete er schon auf die gefürchtete Abreise nach Westindien, als sein Sohn, tief gerührt von dem Schicksale seines VaterS, den Ent¬ schluß faßte, ihn aus kindlicher Dankbarkeit zu befreien. Er kam nebst mehreren Mitgliedern seiner Familie zu dem Schiffe und verlangte, einen bejahrten Sclaven gegen einen jüngern zu vertauschen. Der Anblick eines schönen, stark¬ gebauten Jünglings machte, daß der Sclavenhändler schnell in den Tausch einwilligte. Als nun aber dieser Sohn seinen Vater in Ketten vorführen sah, stürzte er ihm in die Arme, weinte Freudenthränen, daß er ihn retten konnte, ließ sich für ihn die Ketten anlegen, und blickte dann mit edler Zufriedenheit des Gewissens und himmli¬ scher Heiterkeit des Gemüthes auf die Seinigen hin. Wer wurde bei diesem erhabenen Schauspiele nicht auf das in¬ nigste gerührt! Nur der rohe, hartherzige Menschenhänd¬ ler blieb ohne Theilnahme an dem wuchervollen Tausche. Aber der brave Isert, der Erzähler und Augenzeuge dieser Begebenheit, sah sie nicht gleichgültig an. Er berichtete sogleich diese erhabene Handlung dem Statthalter der dor¬ tigen dänischen Besitzungen. Dieser würdige Mann, durch¬ drungen von Menschenliebe, vermittelte sofort die Frei-