Vorwort zur ersten Auflage. Der vorliegende „neue christliche Kinderfreund" ist zunächst dem christlichen Vereine im nördlichen Deutschland gewidmet, für den zu arbeiten der Verfasser als seinen theuersten Lebensberuf erkennt. Dieser Verein besaß schon einen christlichen Kinderfreund, welcher früher in vielen Schulen gebraucht, jedoch in den neuesten Zeiten sel¬ ten mehr verlangt wurde, vielleicht, Weiler nicht ganz mehr den Zeit¬ bedürfnissen entsprach. Gleichwohl muß es dem christlichen Vereine, dessen Aufgabe eS ist, überall christliches Leben im Volke zu wecken und zu fördern, sehr wichtig sein, einen Einfluß auf die Schulen, aus welchen das Geschlecht, das unsere Stelle einst einnehmen wird, hervorgeht, zu behalten und immer mehr zu gewinnen, denn er würde nur halb seinem hohen Berufe genügen, wenn er den Sa¬ men des guten Wortes Gottes nicht in die Seelen der Kinder zu streuen bemüht wäre. Um dem Vereine diesen Einfluß zu sichern, schien es dem Verfasser aber nothwendig, ganz aus die gegenwär¬ tigen Bedürfnisse der Schule einzugehen. Ueber diese herrschen freilich mancherlei Ansichten. Von den Verfassern eines erst vor Kurzem erschienenen und in vieler Hinsicht vortrefflichen, von dem Verfasser auch hie und da dankbar benutzten Kinderfreundes (Preußischer Kinderfreund von Preuß und Vetter. Königsberg 1843.) ist es ausgesprochen worden, daß ein Lesebuch für Volks¬ schulen ganz absehen müsse von ven in die Schule gehörenden Rea¬ lien, theils weil diese bei der Beschränktheit deö Raumes nur ober¬ flächlich könnten behandelt werden, theils weil der Lesestoff dadurch nur trocken, und den Kindern die Lust zum Lesen vergehen werde. Sie haben sich indeß selbst überzeugen müssen, daß ihre Ansicht nicht ganz die richtige war, indem sie in einer spätern Auflage „auf den ausdrücklichen Wunsch mehrerer Prediger und Lehrer" in einem Anhange eine ziemlich weitläufige Uebersicht über die von ihnen übergangenen Oiealten gegeben haben. Und eine längere Erfah¬ rung hat den Verfasser des gegenwärtigen Kinderfreundes denn auch überzeugt, daß, wenn in der Volksschule nicht allein die Bibel gelesen werden soll, das neben ihr zu gebrauchende Lesebuch eben nur eilt Compendium der gemeinnützigen Kenntnisse sein müsse, von denen es wünschenswerth ist, daß sie die Kinder bei ihrem Austritte aus der Schule mit ins Leben hinübernehmen. In un- seren gewöhnlichen Volksschulen, besonders auf dem Lande, ist bei der Beschränkung, welche der Unterricht theils durch die Kürze, theils durch die häufigen Unterbrechungen des Schulbesuchs erlei¬ det, kaum Zeit für besondere Lectionen zu den Realien zu erübri¬ gen, wenn die Kinder ordentlich lesen, rechnen und schreiben