640 Dritte Stufe des Unterrichts. lese der frühreifen Traubenarten stattfinden. Beim Lesen der Trauben sollen die unreifen, reisen, reiffaulen, die weißen und rothen besonders gelesen, getreten und gekeltert werden; denn ihre Gärung ist ungleich. Die Trauben sollen nicht baarfüßig getreten werden. Zur Erziehung be¬ sonders süßer Weine dient das Abbeeren der Trauben. Alle Geräthschaf- ten des Kelterhauses müssen sauber ausgebrüht und ausgelüftet sein. Die Bütten, in welche der getretene Most gefaßt wird, sollen verschlossen sein. Das Keltern muß so schnell als möglich, bei kalter Witterung, vorge¬ nommen werden, damit die Gärung im Fasse erfolgt. Zur Unterhaltung einer langsamen Fortgärung dient das Seite 606, §. 26. Bemerkte. Der junge Wein darf nicht zu frühe von seiner Hefe abgelassen werden, weil er sonst zähe und schleimig wird. — Durch Düngen mit Mengedünger müssen die Weinberge in gutem Stand erhalten werden. 28. Die Obstbäume erzieht man auö Samen (Kernen), am Beßten aus den Samen derselben Art. Zm Großen wählt man bei Aepfeln und Birnen die Trester des ganz reifen Mostobstes von edler Art. Birnkerne sollen dunkelbraun, Apfelkerne schwarz sein, und beide im Wasser unter¬ sinken. Man sät im Herbste in 3' breite, sonnige und geschützte, lockere und tiefgründige Gartenbeete (Kernbeete) von gemischtem Boden, in W von einander entfernte Reihen. Der Boden darf bei der Aussaat nicht sehr naß seyn. Man gibt der Saat eine lockere Erdbedcckung; am Beßten von Holzerde. Den Kernen von Steinobst gibt man nur eine geringe Erdbe¬ deckung. Die aufgegangenen Pflanzen werden fleißig gejätet, behackt und bei großer Dürre mäßig begossen. Zm 2ten Zahr nimmt man die Kern- obststämmchen alle Seitenzweige weg, verkürzt die Spitzen auf 3 —4 Augen ; den Steinobststämmchen und deren Reisern schneidet man nur die Seiten¬ zweige weg, nicht aber die Spitzen. Zn Anfange des 3. Jahrs, im Herbste, werden sie in dasLand, wo sie veredelt werden, versetzt, indem man sie mit einem Spaten aushebt. Der Boden der Veredlungsschule muß 2 — 3' tief gewendet sein; er darf nicht fett und nicht nahrungSlos sein. Man setzt die Stämmchen, Vk — 2' von einander entfernt in Reihen von3'Weite. Man macht 1' weite und tiefe Graben, und setzt in diese die Stämmchen 1" tiefer,als sie vorher standen; man schlämmt sie ein. Die längstenWurzeln werden etwas beschnitten, bei Apfelbäumchen auch die Pfahlwurzel; die Seitentriebe werden weggeschnitten, und bei Kernobstbäumchen wird die Spitze gestutzt. Zeder Schnitt muß scharf sein. Zm Herbste schneidet man die Seltenzweige weg, und zieht sie gerade. Zm 2. oder 3. Frühjahr wird die Vered¬ lung vorgenommen. Dieselbe besteht darin, daß man ein Auge oder eine Knospe von einem gleichartigem cdeln Baum auf den Wildling überträgt, daß diese Knospe anwächst, und einen Zweig treibt. Die wichtigsten und gewöhnlichsten Veredlungsweisen sind das Vermählen (Copulieren) und das Aeugeln (Okulieren). Das Vermählen kann an federkieldicken Stämmchen vorgenommen werden, im-Spätjahr und Frühjahr. Man schneidet dabei den Wilvstamm von Unten nach Oben schräg ab, daß der