89 Kleidern und an den Schuhen gewahr, wie reichlich sich der Thau schon auf die Pflanzen gelagert hat. Der sogenannte Honig- und Mehlthau hat mit jenem Thau nicht das mindeste zu schaffen; er kommt nicht aus der Lust, wie der Thau und der Regen, sondern erzeugt sich auf der Pflanze selbst, auf der er gefunden wird. Der Honigthau ist ein klebriger Saft, den die Pflanze selbst ausschwitzt, und der vielleicht noch durch mancherlei Insecten vermehrt wird. Auch erzeugen sich vornehmlich in jener klebrigen Masse unzählige Insecten, die wie ein mehlreicher Staub alle Blätter bedecken, und die eben deshalb Mehlthau genannt werden. Große Ähnlichkeit mit dem Thau hat das Beschlagen und Gefrieren der Fenster und die Erscheinung, die man das Ausschla¬ gen der Wände nennt. In der warmen Stubenluft schwebt zu jeder Zeit eine Menge von Wasserdunst; da nun, wo die Stuben¬ luft mit den kalten Fensterscheiben in Berührung kommt, schlägt sich der Wasserdunst nieder und bedeckt die Fensterscheiben mit einer thauähnlichen Feuchtigkeit. Ist die Kälte sehr bedeutend, so gefriert der niedergeschlagene Wasserdunst und bildet oft gar anmuthige Blumen und Blätter. Am leichtesten und stärksten beschlagen bie Fenster in den Schlafstuben, weil da die Stubenlust am meisten mit Dünsten erfüllt ist; in einem unbewohnten Zimmer beschlagen die Fenster nur wenig. Das Beschlagen der Wände erfolgt meistentheils nach einem strengen Winter, wenn die Frühlings wärme zuerst in die Zimmer dringt. Die Mauern der Gebäude überziehen sich mit einer weißen, reifartigen Rinde, und man meint, das sei die Kälte, die aus dm Mauern hervordringe. Das ist aber eine unrichtige Vorstellung; denn jene reifähnliche Rinde kommt nicht aus dem Innern der Wände; sie ist der Wasserdunst, der an die Mauern sich ansetzt und durch die Kälte derselben in Eis oder Reif verwandelt wird. 3. Der Nebel. Wenn der Wasserdunst, der in der Luft schwebt, wieder in den tropfbarflüssigen Zustand übergeht, so verwandelt er sich zuerst in Nebel und Wolken. Der Nebel besteht aus einer Menge sehr kleiner Wasserbläschen, die frei in der Lust schweben, und deren Schwere daher äußerst gering sein nmß. Nebel entsteht, wenn die Ausdünstungen der untern Luftschicht in eine kältere Luft¬ schicht aufsteigen und hier verdichtet werden. Der Dampf, der au einem kalten'Frühlings - oder Herbstmorgen über Flüssen und Seen oder Sümpfen liegt oder an einzelnen Stellen der Wälder, vornehm¬ lich nach einem Gewitter aufsteigt, ist nichts anders als ein Nebel, der aus dem verdunstenden Wasser entsteht. Von größerer Aus¬ dehnung sind die Frühlings- und Herbstnebel, die sich fast regelmäßig vor Sonnenaufgang einstellen und erst im Verlauf des Vormittags sich wieder verlieren. Es ist bekannt, daß auf das Fallen solcher'Nebel sich gewöhnlich heiteres Wetter einstellt. Auf das Steigen des Nebels folgt meist trüber Himmel und bald darauf Regen. In den kalten