177 Trost.* Aber Heinrich blieb unerbittlich. Da warf sich der Kaiser ihm zu Füßen. Alle andern erbleichten; Heinrich beugte sich tief ergriffen zum Kaiser und hob ihn auf. Da sprach die Kaiserin: „Stehe auf, Herr, und gedenke dieser Stunde, wie Gott ihrer geden¬ ken wird." Und der Herr hat ihrer gedacht. Der sonst so fromme Heinrich hatte sich diesmal gegen seinen Kaiser und Freund durch seine Hart¬ näckigkeit versündigt, und die Strafe kam bald. 1180 am 13. Januar ward vom Kaiser und von den Fürsten die Reichsacht über den Löwen gesprochen. Bis auf wenige Getreue verließen ihn alle Freunde, und seine Feinde fielen von allen Seiten über sein Land her. So sind Got¬ tes Gerichte; Heinrich hatte seine Pflicht gegen den Kaiser verleugnet und ihn in der Noth verlassen; nun fielen seine Freunde von rhm selber ab. Da entschloß er sich, beim Kaiser Gnade zu suchen. Er war in Stade; von da ritt er durch die Heide gen Lüneburg, wo der Kaiser war. Dieser begegnete ihm unterwegs, und Heinrich erreichte so viel von ihm, daß seine Angelegenheit von einem Fürstentage entschieden werden solle. Dahin kam auch Heinrich; gebeugt, ver¬ lassen warf er sich vor dem Kaiser nieder. Dem drang der Kammer über den gebrochenen Freund an die Seele; weinend hob er Hein¬ rich auf, küßte ihn und bat ihn, nicht zu verzagen, sondern sich in den Spruch des Gerichts zu fügen, denn nur dadurch könnten die Fürsten zu Milde bewogen werden. Das Gericht aber entschied, er solle sieben Jahr das Reich verlassen. Ihm blieben nur die Stamm¬ güter. Lüneburg und Braunschweig. Mit gebeugtem Herzen mußte der Löwe versprechen, auf sieben Jahr das Land zu meiden. Er begab sich zu seinem Schwiegervater, dem Könige von England. Da¬ mals hätte er gewiß nicht gedacht, daß seine Nachkommen dort Kronen tragen würden, wo er jetzt als Verbannter im Unglück aufgenommen wurde. Aber Gottes Wege sind wunderbar; er erhöhet und ernie¬ drigt nach seiner Weisheit. Seinem Schwiegervater gelang es, durch den Papst den deutschen Kaiser zu bewegen, daß er nach drei Jahren den Löwen heimries. Da entgalten seine Feinde schwer, was sie an ihm mißhandelt hatten; noch mehr aber mußten seine eidbrüchigen ♦ ehemaligen Freunde seinen mächtigen Arm fühlen. Ein großer Theil seiner Besitzungen war freilich vom Kaiser für immer an Heinrichs Feinde gegeben; doch rettete der graue Löwe für seine Söhne den grö߬ ten Theü seines lieben Sachsenlandes, das deren Nachkommen noch heute besitzen. 3. Seitdem saß Heinrich einsam und kummerschwer auf seiner Burg zu Braunschweig. Seine Gemahlin war längst gestorben; der Schmerz über die Trübsale ihres Hauses hatte ihr Herz gebrochen. Keiner seiner Söhne war um ihn. Da war seine Seele erfaßt von Sehnsucht nach oben; was ihm vom Leben noch blieb, gehörte dem Umgänge mit Gott. Er schmückte den von ihm erbauten großen Dom mtt Bildwerken und kunstreichen Fenstem. Auch sah man ihn noch vor der Burg zu Gericht sitzen, die Beschwerden seiner Bürger 8**