54 3, Hänschen hat noch viel begonnen, brachte nichts zu Ende; drüber ist die Zeit verronnen, schwach sind seine Hände. Hänschen ist nun Hans geworden, und er sitzt voll Sorgen, Ach, nun glaub' ich selbst daran, daß aus mir nichts werden kann!" hungert, bettelt, weint und klaget abends und am Morgen! „Ach, warum nicht war ich Dummer in der Jugend fleißig? Was ich immer auch beginne — dummer Hans nur heiß' ich. 102. Jungfer Margareth. 1. Das war bte träge Margareth, die wollte die Hand nicht regen; da mußte die alte Mutter allein wischen, waschen und fegen. 2. Das war die eitle Margareth, die putzte sich schon am Morgen; da mußte die alte Mutter allein Keller und Küche besorgen. 3. Das war die sch öne Margareth, die that den Burschen gefallen; sie tanzten und kosten gern mit ihr, doch nahm sie keiner von allen. 4. Das war die verlaßne Margareth, es kamen und gingen die Jahre, vorbei war Putz und Spiel und Tanz, die Mutter lag auf der Bahre. 5. Das ist die hungrige Margareth, sie mag die Hand nicht rühren; dort kommt sie mit dem Bettelsack und bettelt vor den Thüren. 103. Treue Freundschaft. Einst trafen auf ihrer Wanderschaft zwei Handwerksburschen zusammen; der eine war ein Schmidt, der andere ein Schneider. Sie reiseten mehrere Wochen miteinander, bis sie endlich nach Polen kamen. Während dieser Zeit hatten sie sich genauer kennen ge¬ lernt, einander ihr Herkommen und ihre Lebensgeschichte erzählt und endlich Brüderschaft mit einander gemacht. Sie theilten ge¬ wöhnlich, was sie von Lebensmitteln hatten, unter sich und halfen sich gegenseitig in allem brüderlich aus. Es fügte sich, dasz der Schmidt in Polen krank wurde und in einem fremden Dorfe unter fremden Leuten, die nicht einmal deutsch verstanden, liegen bleiben muszte. Hier wäre er übel daran gewesen, wenn er seinen Ka¬ meraden nicht bei sich gehabt hätte; denn er hatte kein Geld, und sein Felleisen war mit allem, was sich darin befand, kaum einige Thaler werth. Dies wurde nun freilich verkauft; aber das daraus gelöste Geld war bald verzehrt, und noch sah man keine Besserung. Nun bewies sich der Schneidergeselle recht brüderlich gegen ihn und verliesz ihn nicht in seiner Noth. „Hier in diesem fremden Lande bin ich ihm ja der Nächste !“ dachte er bei sich selbst, und