162 218. Advent. 1. Dein König kommt in nied ern Hüllen, ihn trägt der lastbar'n Es'lin Füllen, empfang' ihn froh, Jerusalem! Trag' ihm entgegen Friedenspalmen, bestreu' den Pfad mit grünen Halmen! so ist's dem Herren angenehm. 2. O mächt'ger Herrscher ohne Heere, gewalt'ger Kämpfer ohne Speere, o Friedensfürst von großer Macht! Es wollen dir der Erde Herren den Weg zu deinem Throne sperren, doch du gewinnst ihn ohne Schlacht. 3. Dein Reich ist nicht von dieser Erden, doch aller Erden Reiche werden dem, das du gründest, Unterthan. Bewaffnet mit des Glaubens Worten zieht deine Schar nach den vier Orten der Welt hinaus und macht dir Bahn. 4. Und wo du kommest hergezogen, da ebnen sich des Meeres Wogen, es schweigt der Sturm, von dir bedroht. Du kommst, auf den empörten Tristem des Lebens neuen Bund zu stiften, und schlägst in Fesseln Sünd' und Tod. 5. O Herr von großer Huld und Treue,, o komme du auch jetzt auf's neue zu uns, die wir sind schwer verstört k Noth ist es, daß du selbst hienieden kommst zu erneuern deinen Frieden, dagegen sich die Welt empört. 6. O laß dein Licht auf Erden siegen, die Macht der Finsterniß erliegen und lösch' der Zwietracht Glimmen aus, daß wir, die Völker und die Thronen, vereint als Brüder wieder wohnen in deines großen Vaters Haus. 219. Die heilige Nacht. 1. O Bethlehem, du kleine, was färbt um Mitternacht dein altergrau Gesteine für wunderhelle Pracht? Die Hirten draußen auf dem Feld, sie sehn von güldnem Glanze die Gegend rings erhellt. 2. Die Schäflein ruhn, umfchimmert von silberklarem Schein, und jedes Gräslein flimmert wie grüner Edelstein, und mitten in dem schönsten Licht, da steht ein hoher Engel mit holdem Angesicht. 3. Der spricht mit mildem Munde: „Was fürchtet ihr euch so? Ich bring' euch gute Kunde, der alle Welt wird froh; denn heut ist in der Davidsstadt der Heiland euch geboren, wie Gott verheißen hat. 4. Geht hin und seht es liegen, das Kindlein hold und zart, gebettet statt der Wiegen in einer Krippe hart, gewickelt von der Mutter Hand in arme dünne Windeln statt purpurnem Gewand." 5. Und aller Himmel Heere erscheinen plötzlich da und singen ihm zur Ehre ein selig Gloria: „ Gelobt sei Gott in Himmelshöh'n und Friede sei auf Erden, den Menschen Wohlergeh'n!" 6. So tönt wie lauter Flöten, gemischt mit Harscnklang, der himmlischen Propheten entzückender Gesang, und leis verklingt's im Himmels¬ raum, und nur die Sterne funkeln: den Hirten dünkt's ein Traum.