— 116 — Schnee und Regen, Blitz und Hagel, Sturm und Winde die seine Befehle ausrichten. 4. Aber daö ist ja eben die Plage des Landmann's! daher kommt also das viele Unkraut im Garten und auf den Aeckern, das der schönen gereinigten Saat Raum und Nah¬ rung stiehlt, so viel Mühe macht, und doch mit aller Ge¬ duld und Sorgfalt nicht vertilgt werden kann! Die Sache ist nicht so schlimm, wie sie scheint. Denn zum ersten, so ist der Mensch nicht allein auf der Erde da. Viele tausend Thiere aller Art, von mancherlei Natur und Bedürfnissen wollen auch genährt sein, und warten auf ihre Speise zu seiner Zeit. Manche davon sind uns unentbehrlich und wir wissen's wol, manche schaffen uns großen Nutzen, und wir wissen's nicht, und es muss doch wahr bleiben, woran wir uns selber so oft erinnern, dass sich eine milde Hand austhut, und sättiget Alles, was da lebet, mit Wohlgefallen. Zum andern, so hat doch der Mensch auch schon von man¬ chem Kräutlein Nutzen gezogen, das er nicht selber gesäet und gepflanzet, nicht im Frühlingssrost gedeckt, und in der Sonnenhitze begossen hat. Und eine einzige unscheinbare und verachtete Pflanze, deren Kraft dir oder deinen Kindern, oder auch nur deinem Vieh eine Wunde heilt, einen Schmerz vertreibt, oder gar das Leben rettet, bezahlt die Mühe und den Schaden reichlich, den tausend andere verursachen. Aber wer stellt den Menschen zufrieden? Wenn die Natur nicht so wäre, wie sie ist, wenn wir Baldrian und Wohlgemuth, Ehrenpreis und Augentrost und alle Pflanzen in Feld und Wald, die uns in gesunden und kranken Tagen zu mancher¬ lei Zwecken nützlich und nöthig sind, selber ansäen, warten und pflegen müssten, wie würden wir alsdann erst klagen über des vielbedürftigen Lebens Mühe und Sorgen. ' L- P- Hebel. . 140. Einig« Denksprüche. 1 Wenn ich wollte, was ich sollte, That ich immer, was ich sollte. 2. Lerne sterben, eh’ du stirbst, So kannst du sterben, wenn du stirbst. 3. Uebe Schonung und Geduld Stets bei deines Nächsten Schuld, So erwirbst du Gottes Huld. 4. Thu’ nur das Rechte in deinen Sachen, Das Andre wird sich von selber machen. ß. Wer mehr will vermehren, AIs sein Pflug kann ernähren, , Der macht sich einen Strang au seinem eignen Hang.