— 122 - einen Zkpfcls Hälft' herab, die er dem armen Manne gab. Der Arme nimmt das Stück sogleich, und wünscht dafür das Himmelreich dem guten frommen Neitersmann, der sich nicht lange drauf besann. Wie er gesagt sein gratias (d. h. Dank), so reitet dieser auch fürbass zu einer armen Wittwe Thür, und legt daselbst sich in's Quartier, nimmt Speis' und Trank ein wenig ein; — es wird nicht viel geweserr sein. Nachdem er also trunken, gcssen und das Gebet auch nicht vergessen, legt er sich nieder auf die Streu. Ob's eins gewesen, oder zwei, das hat die Chronik nicht gcmeld't; drum lass' uch's auch dahingestellt. 145. Fortsetzung. Alsbald begiebt sich's in der Nacht, dass er von einem Glanz erwacht, der zwingt das Aug' ihn auszuschließen. Da steht ein Mann zu seinen Füßen; sein Haupt trägt eine Dornenkron': Er ist's, er ist's, des Menschen Sohn! Mit tausend Engeln, die ihm dienen, ist plötzlich unser Heer er¬ schienen in aller seiner Herrlichkeit; und mit dem Mantel, welchen heut' der Martin aus Pannonia, der dessen gar sich nicht versah, geschenkt dem armen Bettelmann, ist unser Hei¬ land angethan. Und so der Herr zu Petrus spricht: Siehst du deu neuen Mantel nicht, den ich hier auf den Schultern trage?" — Auf des Apostels weitre Frage, wer ihm den Mantel denn geschenkt, das Aug' auf Martin hingefcnkt, wie einem sanften Himmelston fährt also fort des Menschen Sohn: „Der Martin hier, der ist es eben, der diesen Man¬ tel mir gegeben. Ermuntre dich, steh' auf, mein Knecht, den ich erwählt, du bist gerecht! Du warst bisher ein blinder Heide; das Schwert,^das steck' nur in die Scheide! Ein 'Streiter Gottes soll auf Erden mein frommer Bischof Mar¬ tin werden." — Als dieses Wort der Herr gesagt, so kräht der Hahn; der Morgen tagt; ein Engel küsst des Mantels Saum, und Martin ist erwacht vom Traum; denkt nach, klopft an ein Kloster an; und ist, gerreu nach Christi Wor¬ ten, aus einem wilden Neitersmann ein großer, frommer Bischof worden. 146. Beschluss. Nun, da ich dieses euch vermeld't, was für ein from¬ mer Liebesheld der Taufe Luther« musst entheben, und ihm den Namen Martin geben: so nimmt euch, hoff' ich, auch jetzunder des Doctor Martins Thun nicht Wmrdn, der Bel-