192 VIL Gesundheitslehre. gewöhnlich die Abende empfindlich kalt sind. Es ist doch wohl vernünftiger und besser, ein wenig Hitze auszuste¬ hen , und dabei gesund bleiben, als sich zu erkälten, und dann lange zu leiden? Die Kalte ist ein Hauptfeiud alles Lebens, obgleich ein mastiger Grad von Kalte sehr stärkend seyn kann. Die Wärme dagegen bringt in der ganzen Natur Leben und Wirksamkeit hervor. Ohne Wärme kann nicht ein Mal ein Saamenkorn keimen. Leser folgendes auffallende Beispiel von der außerordent¬ lichen Kraft der Wärme, Leben zu nähren und zu er¬ wecken, welches sich am zweiten August 17^0 in der iLladt Straßburg ereignete. liier stürzte sich am gedachten Tage ein Soldat, Namens Petit, ganz nackend aus dem Fenster des Krankenhauses in den Fluss. Erst um drei IJlir Nachmittags vermisste man ihn, und er mochte über eine halbe Stunde im Wasser gelegen haben, als man ihn herauszog. Er schien völlig todt zu seyn. Man that weiter nichts, als dass man ihn in ein recht durchwärmtes Bett legte, den Kopf hoch, die Arme an den Leib, und die Beine nahe neben ein* ander gelegt. Man legte ihm dabei immerfort war¬ me Tücher, besonders auf den Magen und auf die Beine; auch wurden in verschiedenen Gegenden des Bettes heisse Steine, mit Tüchern umwickelt, gelegt. Schon nach 7 bis 8 Minuten nahm man an den obern Augenliedern eine kleine Bewegung Wahr. Einige Zeit darauf öffnete «ich die obere, bis dahin fest geschlossene Kinnlade; es kam Schaum aus dem Munde, und Petit konnte einige Lössel Wein ver¬ schlucken. Der Puls kam wieder, und eine Stunde daraus konnte er reden» 11. Von der Erhaltung einzelner Theile des Körpers. Unsere Sinnenwerkzeuge müssen wir mit der größten Sorgfalt gesund zu erhalten suchen; denn unglücklich ist der Mensch, welcher auch nur einen seiner Sinne nicht gebrauchen kann: er muß viele Freuden und Annehm¬ lichkeiten entbehren, und viele Leiden erdulden. — Die Werkzeuge des Sehen-, des Hörens und des Geruchs werden