229 Geschichteder christlich en Kirch c. züglich auch erst für andre nützliche Benifsarten gebildet werden, ehe inan ihnen gleiche bürgerliche Rechte mit den Christen ein¬ räumt, indem sie außerdem gar leicht dem Handel der chri' lichen Bürger gefährlich werden können. In Großbritannien sucht man den zu dem Christenthume übergetretenen Juden auch Gele¬ genheit zum ehrlichen Fortkommen zu verschaffen, und in Ru߬ land sind solchen Bekehrten, die man israelitische Christen nennt, Besitzungen in den südlichen und nördlichen Provinzen mit dem Bürgerrechte und manchen Vorrechten übergeben worden. Auch die Juden in Deutschland und andern Staaten wünschen manche heilsame Reformen, finden aber Widerstand. Philosophen, wie Moses Mendelssohn; Prediger, wie Frankel in Dresden; Aerzte, wie besonders in Berlin, gereichen den Juden zur Ehre. Die Anzahl der Juden schätzt man jetzt auf 6 Millionen. §. 4. Verfolgung der Christen von den Heiden. 227 Die Römer hatten anfangs die Christen alé- eine beson¬ dere Partei unter den Iluden betrachtet und geduldet. Doch als ihre Religion sich weiter verbreitete, die Götzentempel leer, ihre Priester weniger geehrt wurden, auch wol manche Oerter, Künst¬ ler und Handwerker (Apostelgeschichte 19, 23.) dabei verloren, so wurde das Christenthum, als gefährlich für den Staat, ver¬ rufen. Da die Christen die Götzen verabscheuten, mehr bei der Nacht und in Privathäusern zusammen kamen, so klagte man sie an, daß sie gar keine Religion hätten, und Feinde des mensch¬ lichen Geseblechts wären, die sogar Kinder schlachteten und ver¬ zehrten. Da sie den Kaisern nicht die abgöttischen Ehrenbezeu¬ gungen erwiesen, z. B. keinen Weihrauch in die den Kaisern zu Ehren angezündeten Opferfeuer warfen, so hießen sie Feinde der¬ selben. Daraus entstanden verschiedene Verfolgungen, deren man gewöhnlich zehn zählt, die aber nur unter einigen Kaisern sehr hart waren. Einzelne Christen verschuldeten auch wol den Haß und die Verfolgung. Sie zeigten zuweilen eine offenbare VerachtungderHeiden, einen wilden, unbesonnenen Eifer, schimpf¬ ten auf dieselben und ihren Gottesdienst, drängten sich wol gar zum Tode, wo sie ohne Bedenken hätten schweigen und auswei¬ chen können. Aber die allermeisten litten unschuldig große Mar¬ tern. Unter dem Kaiser Nero (im Jahr 64—68) war eine Hauptverfolgung. Dieser Grausame ließ seinen Lehrer, seine Mutter und viele andere Menschen aus Mvrdlust umbringen. Auch ließ er Rom anzünden, um sich eine Vorstellung von dem