85 schaffen. Die Erziehung des Menschen zum reifen Denken ist hier nicht dem Zufalle überlassen, sondern unzählige, gut geordnete, niedere und hohe Schulen sorgen für eine zweckmäßige Entwickelung der Denk- kr.fft. Gesunde Begriffe von den Gegenständen des Lebens, richtige Einsicht in die Geschäfte, Bedürfnisse, Rechte und Pflichten des Bürgers und des Menschen; Kentnisse von der höchsten Bedeutung und Wichtigkeit sind in Deutschland überall verbreitet, und (Gemeingut des ganzen Volkes geworden. Dazu trug die ursprüngliche Einrichtung Deutschlands in mehrere kleine Staaten ungemein viel bei. Die vielen Fürstensitze Deutschlands sind eben so viele Sterne für die sie umgebenden Gegenden. Eine bedeutende Zahl der ausgezeichnetsten Universi¬ täten vertheilen Licht und Leben im deutschen Vaterlande, und senden Strahlen der herrlichsten Erleuchtung dem entfernten Auslande zu. Wer in Deutschland seinen Verstand nicht brauchen, sein Gedächtniß und seine Einbildungskraft nicht üben lernt, der hat nie versucht, der Finsterniß zu entfliehen. Das deutsche Volk ist auch eines der rechtlichsten Völker des Erdbodens. Die scharfsinnigsten und gründlichsten Untersuchungen über die Rechte der Volker, Fürsten und Unterthanen, die wohl¬ thätigsten und menschlichsten Gesetze sind ein Erzeugniß der deutichen Gerechtigkcitsliebe. Dem rechtlichen Sinne der Deutschen ist ein ge¬ setzmäßiges Leben Bedürfniß, und die Rechte des Eigenthums, des Lebens und der Ehre werden von keinem Volke weniger verletzt, als von dem deutschen Volke. Die Führer der Staatsgewalt, wenn sie Väter ihrer Völker sind, finden an diesen dankbare Kinder bis zum Tode. Die meisten Kriege des deutschen Volkes waren nicht Eroberungs-, son¬ dern nur Verteidigungskriege. Ost brachte es seiner Liebe zum Frie¬ den schmerzliche Opfer; aber das empörte Gefühl des Rechts begeisterte es auch zu allen Zeiten zu den grösteu Heldenthaten. Die Deutschen sind bei allen ihren Fehlern und Gebrechen dennoch eines der sittlichuuverdorbensten Völker der Erde. Arbeitsamkeit ist das Bedürfniß jedes achten Deutschen, und die süßeste Würze seiner Speise das Bewußtsein, sie seinem Fleiße zu verdanken. — Des Deutschen Gehorsam gegen seine Fürsten, seine Treue gegen seine Vorgesetzten, gegen Menschen, die sein Vertrauen verdienen, so wie die Treue gegen sein eigenes gegebenes Wort, müssen selbst seine Feinde achten. — Hohe Achtung gegen jeden Menschen, so avie auch Gutmüthigkeit, Versöhnlichkeit und Mäßigung gegen seine Feinde, liebevolle Theilnah¬ me an fremdem Geschick, herzliches Mitleiden gegen Unglückliche, bleibende Dankbarkeit für empfangene Wohlthaten, Gastfreundschaft und Dienstfertigkeit sind noch immer die Zierde jedes unentarteten Deutschen. Auch zeichnet sich das deutsche Volk durch seinen Kun sts inn vor¬ züglich aus- Ausgezeichnete Dichter und Redner, vortreffliche Ton- künstler und Maler, geschickte Bildhauer und Baumeister sind in Deutschland einheimisch. Es giebt darin feine auch noch so kßeine