154 trag, und kündigten dem spanischen Könige, Philipp dem II., allen Gehorsam auf. Dies war der Anfang der holländischen Freiheit; doch mußte sich der Bund fortwährend gegen Spanien vertheidigen, und erst nach 70 Jahren (1648) kam völlige Ruhe in das unglückliche Land zurück. Indessen hatten die Holländer den 20 jährigen Waffenstillstand mit Spanien dazu benutzt, ihren Handel nach Ostindien und nach der Levante zu begründen. Es wurde 1602 die ostindische Handelsgesell- * schaft und 1609 die amsterdamer Bank gestiftet; und die Generalstaatcn (so nannte man damals die 7 vereinigten Provinzen) waren in kurzer Zeit durch den Handel so reich und mächtig geworden, daß sie nach Ablauf des Waffenstillstandes den Krieg gegen Spanien schon in andern Erdetheilen mit Glück und Nachdruck führen konnten. Die Vernich¬ tung der großen spanischen Flotte im Kanal durch den Admiral Tro mp errang ihnen endlich die Unabhängigkeit, welche auch im westfälischen Frieden 1648 anerkannt ward. Die 7 vereinigten Pro¬ vinzen wurden unter dem Namen Holland als ein Freistaat er¬ klärt, und dem Hause Nassau-Oranien die Erbftatthalter- würde zuerkannt. Aber die schöne Blüthe der Republik war nur von kurzer Dauer. Sie schwächte sich nicht nur durch fortwährende Kriege mit England und Frankreich allmahlig ab, sondern es traten auch Irrungen und Händel im Innern dazu, welche die Thatkraft nach außen lähmten, und dadurch den Grund zum nahen Verfalle legten. Schon um 1715 waren die Holländer kaum vermögend, ihre auswärtigen Besitzungen zu behaupten; dabei waren die innern Zerrüttungen endlich so weit ge¬ diehen, daß König Wilhelm der II. von Preußen 1787 eine Armee nach Holland schicken mußte, um die Rechte des hart gcdemüthigten Erbstatthalters wieder herzustellen. Im Jahre 1795 ward Holland von den Franzosen erobert, und das Land bekam, unter dem Namen batavische Republik, eine demokratische Verfassung,- allein sein Handel gieng zu Grunde, weil die Britten alle Kolonien wegnahmen. Im Jahre 1806 bildete Napo¬ leon aus dem Freistaate ein Königreich, und schenkte es seinem Bruder Ludwig; allein schon 1810 nahm er ihm dasselbe wieder ab, und vereinigte es mit Frankreich. Durch die Beschlüsse der europäischen Mächte vom 16. März 1815 wurden die südlichen niederländischen Provinzen (Belgien) mit den nördlichen (Holland) zu einem König¬ reiche vereinigt, und Wilhelm dem l. aus dem Hause Oranien, als König der Niederlande übergeben. Im zweiten pariser Frie¬ den (am 20. November 1815) wurde dasselbe durch das Herzogthum Bouillon und die Festungen P h il i p p e v i l l e und M a r i e n b u r g ansehnlich vergrößert, und dem Könige der Niederlande auch das zu Deutschland gehörige Großherzogthum Lurembürg übertragen, wo¬ durch derselbe ein Mitglied des deutschen Bundes wurde.