66 I. Erzählungen Die ganze linke Seite war sehr verbrannt und voller Blasen. Friederike fühlte einen unsäglichen Schmerz, und konnte nur stöhnen und ächzen. Die armen Eltern! Sie ächzten und seufzten mit ihrer Tochter; sie gingen nicht von ihrem Bette, wiewohl der Schrecken sie so matt und kraftlos gemacht hat¬ te, dass ihre Glieder fast beständig zitterten. Erst nach zwei Tagen verlor sich bei Friederi¬ ken der heftige Schmerz. Nach sieben Wochen konnte sie wieder ausgehen. Zur Erinnerung blie¬ ben die Brandflecken über fünf Jahre an ihrem Kör¬ per sichtbar. — Sir. 7, 4o. 5 Mos. 32, 2g. Ephes. 5, 15* 64. Boshafter und höchst strafbarer Spafs. Drei Knaben gingen mit einander aufs Feld. Der Eine war etwas blödsichtig, und defshalb hatten die beiden Andern sich vorgenommen, einen Spafs, wie sie «s nannten, mit ihm zu spielen. Sie hatten also Pulver, Stahl, Stein and Schwamm mitge¬ nommen. ' Der Eine entfernte sich mit diesem Pulver von den beiden Andern, schüttete es auf die Erde, leg¬ te angezündeten Schwamm nicht weit davon hin, und deckte seinen Hut darüber. Nun lief er eilig zurück, und meldete seinen Gameraden, er habe etwas sehr Kostbares gesunden, es liege dort unter seinem Hute. Alle drei rannten hin; der Blödsichtige aber, der von dem bösen Anschlage Nichts wusste, war am begierigsten : er deckte den Hut auf, und bückte sich nieder, um genau zu sehen, was es wäre. In dem Augenblicke erreichte der glimmende Schwamm das Pulver, und diefs flog dem armen Knaben ge¬ rade i’is Gesicht, wodurch er nicht nur sehr ver¬ wundet wurde, sondern auch das Vermögen zu se¬ hen gänzlich verlor. Die Sache kam vor die Obrigkeit, und die beiden Knaben erhielten, wie sie es verdient hat¬ ten, harte Strafe. Ihre Bosheit war um desto nie¬ derträchtiger, weil sie den Natursehler eines ohne-