45 denn in aller Welt, was bewegt dich denn zu solcher Theilnahme für ihn?" — „Er ist mein Feind, Herr! er verkaufte mich dem Sklavenhändler, und meine Bibel sagt mir: Wenn deinen Feind hungert, so speise ihn, und wenn ihn dürstet, so sollst du ihn tränken." 5. Siehe da, das Christenthum eines armen, schwar¬ zen afrikanischen Sklaven! — Königsberger Missionsblatt. 76. Segne, die dir fluchen. Wenn man dich plagt, so segne doch! Wenn man dich hasst, so liebe noch! Es kann ein guter Mensch auf Erden jq Durch böse Menschen besser werden. Terstegen, 77. Vierzeilen. Wenn das Gute würde vergolten, So wär es keine Kunst, es zu thun. Aber ein Verdienst ist es nun Zu thun, wofür du wirst gescholten. 15 Deines Herzens Güte Magst du daran erproben, Ob du von ganzem Gemüthe Das Gute kannst an deinem Todfeind loben. . Rückert. 78. Die beiden Pflugschaare. Ein Meister hatte in seiner Werkstätte zu gleicher 20. Zeit aus demselben Eisen zwei Pflugschaare geschmiedet. Ein thätiger Landmann kaufte die eine derselben, und gebrauchte sie bei seiner Arbeit auf dem Felde. Die an¬ dere blieb bei dem Meister noch ein ganzes Jahr lang in einem Winkel der Werkstätte liegen, und ward in die- 25. ser Zeit ganz vom Roste überzogen. In diesem Zustande kaufte sie ein anderer Landmann, und brachte sie zufällig in die Nähe ihrer Schwester, die schon seit einem Jahre gebraucht worden war. „Wie ist das möglich!" rief sie aus, „du siehst ja 30. so schmuck, so glatt und blank aus, wie du nie zuvor ausgesehen hast! Ich lag die ganze Zeit über ruhig, und schonte mich, und doch hat mich der Rost so zugerichtet." „Eben weil du so sehr geschont wurdest," antwor¬ tete die blanke Pflugschar der verrosteten, „eben darum 35. konnte dir der Rost zusetzen. Unthätigkeit schadet immer mehr als Arbeit?" Uebung und Gebrauch entwickelt. Dein Geist ver¬ rostet, wenn du ihn nicht anstrengst.