; k 143 legt sie ab, die beiden Zähne, die so manches Blatt ver¬ speist, sie haben jetzt nichts mehr zu beißen und zu spei¬ sen, sie werden beiseit gelegt. So liegen Haut und Haare, Augen, Füße und Zähne auf einem Häufchen, wie der Arbeitsmann am Füerabend das Handwerkszeug und 5. seine schmutzigen Kleider ablegt. Die Raupe scheint ge¬ storben. Ohne Kopf und Beine, ohne Mund und Au¬ gen liegt sie regungslos. Die Haut, die anfänglich noch weich war, wird, je länger sie liegt, desto fester. Finster rst es rings umher, — kein Lüftchen kann herein, sie 10. liegt im Sarge und rührt sich nicht. Und doch, gerade da jeder glaubt, sie ruhe nun träge aus von ihrer lan¬ gen Mahlzeit, sie schlafe, oder sei gar todt - gerade jetzt ist sie sehr fleißig und bringt das Schönste hervor, was sie überhaupt hervorzubringen vermag. Es ordnen 15. unter der harten Schale der Puppe, — so nennt man das schcintodte Thierchen, — sich alle Theilchen nach der angenehmsten Weise und nach 14 Tagen zerspringt die braune Hülle, ein Schmetterling schlüpft aus. Zwei große Augen stehen ihm am Kopf, Federbüsche zieren ihn, ein 20. zartes Pelzwams umhüllt den Leib und 4 Flügel machen es ihm möglich, durch die Lust zu segeln, während die 6 Beine ihm zum Laufen und Sitzen dienen. Alles zeigt uns an, daß er bestimmt ist, im Sonnenschein und war¬ mer Luft Pich zu vergnügen! Doch — wie kommt er 25. aus dem Gefängniß heraus, in das er eingeschlossen war? Die Beine sind viel zu schwach, die hundertfachen Fäden zu zerreißen, Zähne fehlen ihm, nur eine zarte Zunge be¬ sitzt er, doch diese ist nur geschickt, ein wenig Honigseim aus Blüthenkelchen aufzusaugen. Er müßte rettungslos 30. im selbstgebauten Kerker sterben, wenn ihm nicht ein an¬ der Mittel verliehen wäre. Aus einigen Tropfen Spinn¬ est spann die Raupe den Cocon, einige Tropfen eines andern SafteS, den der Schmetterling in seinem Körper trägt, zerfressen das Gespinnst und öffnen dem Gcfan- 35. genen ein bequemes Thor zur Flucht. Durch dies ent¬ kommt er. Nur wenig Seidenschmetterlingen, die man im Zim¬ mer zieht, um Seide zu gewinnen, erlaubt man dies, denn eben durch dies Loch wird der Seidcnfaden zerstört 40. und unbrauchbar. Einigen gestattet man herauszukrie¬ chen, um das süße Licht des Tages zu genießen und Eier