302 Da nahm der König eine ernsthaftere Sprache an. „Wißt Ihr auch, guter Mann, daß ich gar nicht nöthig yabe, viel Worte zu machen? Ich lasse Euere Mühle taxiren und breche sie ab. Nehmt alsdann das Geld oder 5. nehmt es nicht!" Da lächelte der unerschrockene Mann, der Müller, und erwiderte dem König: Gut gesagt, al¬ lergnädigster Herr, wenn nur das Kammergericht in Berlin nicht wäre! Nämlich, daß er cs wolle auf einen richterlichen Ausspruch ankommen lassen. Der König 10. war ein gerechter Herr und konnte überaus gnädig sein, also, daß ihm die Herzhaftigkeit und Freimüthigkeit einer Rede nicht mißfällig war, sondern wohlgefiel. Denn er ließ von dieser Zeit an den Müller unangefochten und unterhielt fortwährend mit ihm eine friedliche Nachbar- 15. schaft. Der geneigte Leser aber darf schon ein wenig Respect haben vor einem solchen Nachbar und noch mehr vor einem solchen Herrn Nachbar. Hebel. 271. Friedrich Wilhelm III., der Gerechte. Noch klappert jene Mühle, nicht fern von Sanssouci, Vom Morgen bis zum Abend, und Niemand störet sie. 20. Der große König trug das Klappern spät und frühe, Daraus allein bedacht, daß Recht im Lande blühe. Und nie hat's ihn gereuet, gerecht gewesen zu sein: Gern mißt er Hain und Hügel, schränkt seinen Garten ein. — Und wer seitdem gefolgt in Preußens Regimente, 25. Hielt rein von fremdem Gut die königlichen Hände. Doch steh! des Krieges Schrecken rollt fürchterlich daher, Und ohne Schonen waltet der Franken zuchttos Heer. Das Kriegsglück lacht dem Feind und Friedrich Wilhelm der Dritte Sieht selber sich bedroht in seines Volkes Mitte. 30. Erst nach bedrängten Jahren, nach mancher Unglücksschlacht Erhebt sich Preußens Sonne auf's neu in Glanz und Pracht. Und Dennewitz und Culm, die Katzbach und Großbeeren Bezeugen es der Welt, wie wir den König ehren. Denn seinem Rufe folgte das Volk hinaus in'S Feld, 35. Schlug freudig seine Schlachten, jedweder Preuß' ein Held! Und steh! Gott war mit ihm, Gott war mit seinem Schwerte: Der fromme König siegt, — frei ist die deutsche Erde! Nicht Allen aber reifet des Friedens goldne Frucht. Auch jene Mühle wurde vom Feinde heimgesucht, 40. Und der sie vom Vater geerbt, hat Viel und Schweres erduldet; Der Müller ist verarmt; er sieht sich tief verschuldet. Und wie er sich auch kümmert, arbeitet, oder spart, Daß er das kleine Erbe nach seiner Väter Art