4 * S. Der Priester. Ein spanisches Schiff segelte mit vielen Menschen nach Ame¬ rica. Unterwegs litt es Schiffbruch. Der Capitän ließ schnell das Boot nieder, und dieses war bald mit Menschen angefüllt. „Wo ist Don Alonso? rief er; so hieß der Geistliche des Schiffes; ihn hätte der Capitän noch aufgenommen. Dieser rief vom Bord hinunter: „Lebet wohl, Freunde und Brüder! Eure Pflicht hört hier auf, die meinige beginnt jetzt." Er tröstete die Verzweifeln¬ den, hörte dir Beichte der dem Tode Geweihten, spendete ihnen die Tröstungen der Religion und wurde mit Allen in den Wellen begraben. 10. Gute Anwendung -er Zeit. Nichts vergeht geschwinder, a^s die Zeit; und dennoch ist für den Menschen nichts wichtiger als sie. Jeder Augenblick, dèr nicht wohl angewandt wird, ist verloren. Von der guten Anwendung unserer Lebenszeit, nicht aber von der Menge unserer Tage und Jahre hängt unser Glück ab. Nur thätig, nützlich sein, Gutes denken und Gutes thun, heißt wahrhaft leben. Viel Gutes wir¬ ken, so viel als nur möglich, heißt lange leben. — Darum suche immer weiser und besser zn werden, recht viel Gutes zu schaffen und auf alle dir mögliche Weise zu nützen. Mit jedem Augen¬ blick kommst du dem Grabe näher; und nur dann läßt sich's gut sterben, wenn man gut gelebt hat. 11. a. Liebe die Arbeit. Wer lange und glücklich leben will, muß wacker arbeiten. Ar¬ beit würzet die Mahlzeit, befördert den Schlaf, belohnt mit Ge¬ sundheit, schützt vor Langerweile, bewahrt vor Thorheit und gibt frohen Muth. Für den Müßiggänger sind die Tage immer zu lang, für den Fleißigen oft zu kurz. Arbeit erhöhet und vermehret' die irdischen Freuden, sie macht auch stark im Ertragen der Leiden. Arbeit gibt Brod und Ehre, erwirbt uns Achtung, Liebe und Zu¬ trauen bei den Menschen und (was über Alles geht), wenn wir dabei redlich gesinnt sind, den.Beifall Gottes. * 11 b. Cardinal Consalvi. Der berühmte Cardinal Consalvi wurde im Jahre 1821 von einem chronischen Uebel befallen; drei Aerzte wurden zu Rathe ge¬ zogen und erklärten auf Verlangen, des Kranken förmlich, daß die¬ ses Uebel ihn unfehlbar ins Grab führen müßte, und zwar nach der Lebensart, die er befolgen würde, in längerer oder kürzerer Zeit. Einstimmig riethen sie ihm aber, sich von den Geschäften zurück