Bahn in einer bestimmten Zeit zu durchlaufen, so kann der Mensch sich selbst aus freien Stücken zu einer Handlung bestimmen, aus freier Wahl das Gute oder das Böse thun. Das Thier folgt seinen sinn¬ lichen Trieben, und es kennt nichts Höheres, als sinnlichen Genuß; der Mensch kann aber auf die Stimme seines Gewissens hören, den Vorschriften des Sittengesetzes und der Religion gemäß handeln, sich mit seinen Gedanken über das Irdische und Sinnliche erheben und im Reiche der Wahrheit, Tugend und Religion leben, welche Gott ihm durch Seinen Sohn Jesus Christus geoffenbaret hat. Er kann freilich auch dem Bösen, der Sünde folgen, um sich her Schrecken und Unheil verbreiten, er kann tief fallen; aber dem Sünder ist es auch möglich, den Mahnungen-des Gewissens und der Religion folgend, auf die Bahn der Tugend zurückzukehren. Der Mensch allein ist fähig, sich über das Schöne und Edle zu freuen; er kann Gutes und Böses, Recht und Unrecht erkennen, Gott und Göttliches denken. Wie hoch erhaben er sich durch diese Vorzüge fühlt, so tief fühlt er sich dagegen unter Gott, und erkennt in Demuth seine Abhängigkeit von dem Wesen aller Wesen, von dem Schöpfer des Himmes und der Erde. 2. Der Körper des Menschen. Gott der Herr hat den Menschen auch seinem Körper nach auf die höchste Stufe organischer Wesen gestellt, indem Er ihm einen Leib be. reitet, an dessen kunstvollem Baue wir Seine Allmacht, Weisheit und Güte nicht genug anbetend bewundern können. Blicke darum gen Him¬ mel, o Mensch, in deiner aufrechten Stellung, die deiner Bestimmung so angemessen ist, und freue dich deines unermeßlichen Vorzuges! Der menschliche Körper besteht aus vielen, sehr verschiedenen Thei¬ len: aus festen, weichen und flüssigen, die alle die von Gott gegebene Bestimmung haben, zum Wohle des Ganzen beizutragen. Insbeson¬ dere befinden sich in drei Höhlungen, der Bauch-, Brust- und Hirn¬ höhle, merkwürdige, für das menschliche Leben sehr wichtige Theile, welche man mit einem gemeinsamen Namen Eingeweide nennt. In der Bauchhöhle ist der Magen, ein großer, länglich runder, aus meh¬ ren Häuten bestehender Sack. Er ist zur Verdauung der Speisen be¬ stimmt, welche ihm die Speiseröhre zuführt. Der Magen ist in be¬ ständiger Bewegung, und hiedurch, so wie durch die Vermischung der Speise mit dem Magensafte, wird die Verdauung hauptsächlich be¬ werkstelligt. Durch Unmäßigkeit im Essen und Trinken, durch den Genuß zu vielerlei Speisen, besonders saurer und süßer durch einander, ferner durch schwer verdauliche Nahrungsmittel wird der Magen ge¬ schwächt und der Grund zu manchen Krankheiten gelegt. Vieles Trinken kurz vor dem Essen oder während desselben schadet der Verdauung; durch Körperarbeit und tüchtige Bewegung, am besten eine Stunde nach dem Essen, wird sie befördert. Die Brusthöhle, durch das Zwergfell von der Bauchhöhle geschie-