150 amerika zu den Silber-bergwerken gingen. Sie konnten ihren Frauen und Kindern gar kein Geld herausschicken, wie sie gehofft hatten, und konnten sich für das viele Geld, das sie dort bekamen, kaum satt an Brod essen. Auch sind die Leute dort sehr faul und verschwenderisch und sonst schlimm, so daß sie bei allem ihrem Gold meistens viel weniger glück¬ lich sind als wir, und öfters auch armer. Wurde doch auch der reiche König von Spanien, Philipp II., der jährlich ganze Schiffe mit Gold und Silber beladen aus Südamerika bekommen hatte, am Ende so arm, daß er in den Kirchen für sich eine Kollekte sammeln ließ. Da das Gold so vielen Menschen das Wünschenswertheste auf der ganzen Erde schien, und oft höher als Gesundheit und Gottselig¬ keit geschätzt wurde, so fehlte es nicht an Versuchen sich dasselbe auf thörichten oder gottlosen Wegen zu verschaffen. Die Einen glaubten, wenn man nur die rechten Erdarten in einem Tiegel zusammenschmelze und allerlei Zauberformeln dabei ausspreche, so werde Gold in dem Tiegel entstehen. Allein diese Thoren verloren Zeit, Geld und Frömmigkeit; ihr Hab und Gut flog oft als Rauch zum Schornstein hinaus. Andere wollten gemünztes Gold in Töpfen aus der Erde graben. Mit Hülfe eines Schatzgräbers und einer Wünschelruthe hoffte man den Geistern unter der Erde ihre verborgenen Schätze abzugewinnen. Doch Mühe, Kosten, selbst die Beschwörung der Geister sind allemal vergeblich ge¬ wesen. Weder durch Hexerei, noch durch Zauberei werden die Menschen reich, auch der Betrug führt selten zu einem guten Ende. Arbeit und Sparsamkeit füllen das Haus, und Morgenstund hat Gold im Mund. 1S7. Das Silber. Das Silber ist schon etwas häufiger bei uns zu finden, als das Gold. Man gräbt und grub es in Sachsen, am Harz, am Fichtelgebirge, in Böhmen, am Schwarzwalde und noch sonst an manchem Ort aus den Gängen oder Erzadern der Gebirge. Freilich überall da nicht so häufig, wie in Südamerika, wo ganze Schieferberge von gediegenem Sil¬ ber reich durchzogen waren, auch Gänge gefunden worden sind, die meh¬ rere Ellen hoch und dick, gleich silbernen Mauern aus den rings um sie her vom Regenwasser hinweggewaschenen Bergen hervorragten. Aber man hat doch auch in Deutschland vor mehreren Jahrhunderten, z. B. einmal zu Schneeberg im sächsischen Erzgebirge eine Masse Silber gefunden, die hundert Zenrner wog, und so groß war, daß der damalige Kurfürst dar¬ auf, wie auf einer Tafel, mit seinem ganzen Hofstaate speis'te. Die reichen Silbergänge bei Freiberg sollen durch Fuhrleute, die da durch den Wald fuhren, entdeckt worden sein; die bei Schneeberg in Sachsen durch einen Mann aus der Donaugcgend, der mit Schustergeräth und allerhand andrer kleiner Waare einen Handel trieb und sich da, wo jetzt Schneeberg liegt, im Walde verirrt hatte. Überhaupt ist es recht merkwürdig, daß die meisten und reichsten Erzgänge in Europa und Amerika von ganz ge- meinen und unwissenden Leuten, z. V. Hirten, Bauern, Fuhrleuten, nicht von Bergbeamten, die aufs Suchen ausgingen, entdeckt worden find. Auch daran sollen wir merken, daß nicht des Menschen große Kunst und Ver¬ stand, sondern ein einfältiges Auge, und vor Allem Gottes Segen und Beistand cs sei, was uns das Reichste und Größte verschafft.