193 unter der Erde gegraben, auch keine Viadukte über Thäler und Schluchten weggeführt worden, der Boden war vielmehr im Ganzen dem Werke sehr günstig. Dafür ist die Bahn aber eine der frequen¬ testen und durch ihre sorgfältige Verwaltung vor allen Unfällen ge¬ schützt worden, während in England, Frankreich und noch mehr in Amerika die Eisenbahn-Fahrten oft sehr unglücklich ablaufen. Denn bei der ungeheuren Schnelligkeit, womit die Lokomotive den Wagenzug auf einer Eisenbahn forttreibt, muß die geringste Abweichung aus der Bahn oder der Zusammenstoß mit irgend einem entgegenstehenden Körper die schrecklichste Erschütterung zur Folge haben. Und WaS noch schrecklicher ist, es sind schon ganze Wagenzüge in Brand ge¬ rathen und Menschen und Waaren sind mit allen Fuhrwerken in Asche verwandelt worden. Bei gehöriger Vorsicht aber gleiten die Wägen, von der Dampfmaschine gezogen, über die eisernen Schienen, wie Schlittschuhe über das spiegelglatte Eis, und man legt auf diese Weise 8 Wegstunden in einer Zeitstunde zurück. Die Einrichtung der Bahn¬ höfe zu Mainz und Frankfurt ist sehenswerth. Das Getümmel der mit den Dampfbooten auf dem Rhein ankommenden und mit der Eisenbahn weiter gehenden Fremden unterhält auch den Zuschauer; ältere Leute aber staunen, daß es jetzt durch Hülfe der Dampfmaschinen möglich ist, von Frankfurt nach Elberfeld, einen Weg von 30 Meilen in einem einzigen Tage zurückzulegen, und zwar ohne die Beschwerden und Strapatzen früherer Reifen. 20. Der Brand von Hamburg. Es war Donnerstag, am fünften Mai 1842, am Tage der Himmelfahrt des Erlösers, eine Stunde nach Mitternacht, als die Feuerglocken in der alten Hansastadt erschallten. Es brannte im Niko¬ laikirchspiele in der Deichgasfe. Ein verjährtes Vorurtheil, überkommen aus alten Zeiten, als wären die Löschanstalten von Hamburg die besten der Welt, ließ die Bürger ruhig schlummern, oder das Feuerzeichen als einen unnützen Lärm betrachten. Diese blinde Zuversicht ließ die Bewohner von Hamburg selbst da noch nicht an die furchtbare Größe des nahenden Unglücks glauben, als wenige Stunden nach dem Aus- bruche des Feuers ein Südwestwind sich erhob und die Flammen an einen Speicher trieb, in welchem sich mehrere hundert Küsten Schellack befanden, und als bald auch einige andre mit Steinkohlen und Stein- kohlentheer angefüllte Gebäude von denselben ergriffen wurden. Doch als die Gluthen auch aus den Speichern des Rödingsmarktes empor¬ leuchteten, schwand die thörichte Sicherheit, und man suchte endlich mit aller Kraft sich bem verderbenden Elemente entgegenzustellen. Doch schon war der Mensch der Gefahr nicht mehr gewachsen. Das Feuer, welches bereits an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Straßen aufleuchtete, theilte das Zusammenwirken der Löschanstalten und hemmte um so mehr die Gesammtanstrengungen, da bereits brennendes Oel und brennender Spiritus in die Kanäle'floß. Einige Stunden vor Mittag brannten bereits die Häuser und die hölzernen Fleischerstände ves Hopfen¬ marktes, und die Flammenwogen näherten sich der Nikolaikirche. Der Himmel war mit finstern Rauchwolken bedeckt. Die Bevölkerung von 13