245 mit seiner Kavallerie; eine ganz neue Schlacht fängt an; die errun¬ genen Vorheile werden den Schweden wieder entrissen. Allein auch Pappenheim fällt in der Hitze des Kampfes von zwei Musketenkugeln durchbohrt. Da verschwand das Glück der Kaiserlichen, Bestürzung ergreift ihre Reiterei, während ihre Infanterie verzweiflungsvoll fort- kämpft. Zum dritten Mal setzen die Schweden über die Gräben, und zum dritten Mal werden die dahinter gepflanzten kaiserlichen Kanonen erobert. Die Sonne neigt sich eben zum Untergang, als beide Schlacht¬ ordnungen auf einander treffen. Heftiger erhitzt sich der Streit, ,da jeder das Ende vor sich sieht, Geschicklichkeit und Wuth thun ihr Äu¬ ßerstes, um alles Verlorne nachzuholen. Endlich setzen Nebel und Nacht dem Gefecht eine Gränze, und der Angriff hört auf, weil man seinen Feind nicht mehr findet. Beide Kriegsheere scheiden mit stillschweigender Uebereinkunft aus einander, und jedes sich für unbesiegt erklärend, ver¬ schwindet aus der Gegend. Die Artillerie beider Theile blieb, weil die Rosse sich verlaufen, die Nacht über auf dem Schlachtfelde verlassen stehen. Doch Wallenstein, der vielleicht einen Angriff der herbeieilenden Sachsen fürchtete, floh mit kaum 80 Reitern nach Leipzig, wohin ihm am andern Morgen der zerstreute Überrest seines Heeres folgte. Von beiden Armeen lagen über 9000 todt auf dem Schlachtfelde; noch weit größer war die Zahl der Verwundeten, und unter den Kaiserlichen besonders befanden sich nur Wenige, die aus dem Treffen unverletzt zurückgekehrt waren. Gustav Adolphs Leichnam fand man erst nach langem Suchen, von Wunden entstellt, von Nossen zertreten, alles Schmucks, selbst der Kleidung beraubt, unfern der Lützener Windmühlen bei einem Stein, der vorher der große Stein hieß, seitdem aber der Schwedenstein genannt wird, und wo nun ein von Pappeln umkränztes Denkmal errichtet worden ist. Eine Schlacht der Russen und Preußen gegen die Franzosen wurde am 2. Mai 1813 ebenfalls bei Lützen geschlagen. Sie war blutig und ehrenvoll für beide Theile, aber nicht entscheidend. Erst im Herbste des Jahres wurde Deutschland dttrch die in derselben Gegend gelieferte Schlacht bei Leipzig von den Franzosen befreit. LL. Naumburg. Die HusfiLen. Naumburg hat eine anmuthige Lage zwischen Weinbergen und Wiesengründen, in geringer Entfernung von der Saale und ist von 12000 Menschen bewohnt. Das merkwürdigste Gebäude ist die alte ehrwürdige, in gothischem Style erbaute Domkirche. Von den 3 Thür¬ men, welche dieselbe zieren, ist der eine von besonderer durchsichtiger Bauart. Unter dem Chore dieses Doms befindet, sich merkwürdiger Weise eine unterirdische auf Säulen ruhende Kirche. — Jährlich wird Zu Naumburg das Hussiten- oder Kirschfest zur Erinnerung an den Kinderauszug am 28. Julius 1432 gefeiert. Man erzählt nämlich, ohne daß jedoch die Begebenheit für gewiß behauptet werden kann, daß im Jahr 1432 Prokopiuö, der Anführer der Husüten, mit einem Heere Naumburg belagert und die Verwüstung der Stavt beschloffen gehabt habe, weil er glaubte, daß der kürzlich verstorbene Bischof von Naumburg mit für die Verbrennung des frommen Johann Huß ge¬