288 ausgestattet, doch ist von dem vorigen Könige Mehr auf die An¬ lagen in der nicht weit entfernten Stadt Ludwigsburg verwen¬ det worden. Ehrenvoll für die verstorbene Königin ist die Pau- linenpflege, worin viele armen Mädchen erzogen und weiter unter¬ stützt werden. Dass die Stadt Ulm an der Donau zur Lundes¬ festung erhoben werden soll, ist für die Sicherheit Deutschlands wichtig, und Ulm verdient diese Auszeichnung schon darum, weil es eine sehr alte vormalige Reichsstadt ist. Von ihrem früheren Reichthum zeugt noch jetzt der Münster, eine der grössesten Kirchen in Deutschland. Ausser der Universität Tübingen, welche durch reiche Stif¬ tungen auch den ärmeren Studirenden zugänglich gemacht ist, be¬ steht eine Stunde von Stuttgart noch eine vortrefliche Lehranstalt für Landwirthschaft, welche in Deutschland fast einzig in ihrer Art ist. Vormals war das Schloss zu Hohenheim, worin jetzt die Anstalt ihren Sitz hat, ein Vergnügungsort des Herzogs mit allerlei wunderlichen Anlagen und Einrichtungen, woraus dem Lande kein Nutzen, sondern nur Kosten erwuchsen. Jetzt werden unter besonderer Begünstigung des Königs eine bedeutende Anzahl meist wohlhabender Jünglinge in der Landwirthschaft unterrichtet, damit sich durch das Betrachten des Besseren und die Belehrung über die Fortschritte, welche die Ökonomie anderswo gemacht hat, immer mehr der alte Schlendrian verliere und das als zweck¬ mässig Erfundene verbreite. Wer nicht selbst ein Gut besitzt, kann dann als Verwalter oder Pächter seine Kenntnisse zur An¬ wendung bringen. Doch auch Arme werden daselbst untergebracht, als Knechte und Arbeiter, wobei ihnen soviel als möglich Unter¬ weisung zu Theil wird. Diese werden dann im ganzen Lande, als die brauchbarsten Oberknechte gesucht. Wie grossen Nutzen man sich von diesem landwirthschaftlichen Institut verspricht, be¬ weis't die Anwesenheit von so vielen ausländischen Jünglingen zu Hohenheim. Zu den merkwürdigen Orten Württembergs gehört noch das Städtchen Weinsberg, von dessen Weibern ein be¬ rühmtes Beispiel der Treue erzählt wird. Als nämlich der deut¬ sche Kaiser die Stadt, welche sich zu seinen Feinden gehalten hatte, belagerte * wehrten sich die Bürger so verzweifelt, dass er im Unwillen schwur: wenn er hineinkomme, wolle er Keinen, der die Waffen geführt habe, verschonen. Der Hunger zwang endlich die Stadt sich zu ergeben, aber trotz alles Bittens und Flehens liess sich der Kaiser zu keiner Gnade bewegen. Nur den Wei¬ bern, beladen mit ihren besten Schätzen, wurde freier Abzug be¬ willigt. Aber als sich das Thor öffnet, Was zeigt sich den mordlustigen Kriegern des Kaisers ? Eine lange Reihe von Weibern, welche ihre Männer, Väter und Söhne als ihre bessten Schätze auf dem Rücken tragen. Obgleich Manche aus des Kai¬ sers Gefolge diese List nicht gelten lassen wollten, so erklärte dieser doch selbst: sein kaiserliches Wort müsse gehalten wer¬ den. Die Weiber hatten den Männern das Leben gerettet, der Kaiser selbst ehrte diese Treue, und nach Jahrhunderten lebt ihr Gedächtniss fort.