63 Richtung er zu waten habe. Doch vergeht selten ein Winter, wo nicht Menschen im Schnee umkommen. Dessenungeachtet heißt der Erzge¬ birger den Winter allemal freundlich willkommen; denn er bringt ihm eine seiner liebsten Erscheinungen: Schlittenbahn, welche die Wege ebnet, Verkehr und Geselligkeit befördert und gewöhnlich länger dauert, auch weit schöner ist, als im Niederlande. Man fährt nicht, sondern fliegt gleichsam, der Gefahr trotzend, über Berg und Thal, und selbst Kinder gleiten aus Rutscheschlitten, meist zwei und zwei, die steilsten Höhen hinab. Überhaupt ist die Jugend dort weit abgehärteter, als im Niederlande, und oft, wenn man hier schon nach Pelz und Man¬ tel greift, springen dort Kinder unter freiem Hiinmel barfuß in bloßen Hemden umher, die noch dazu meist nur Hemden gewesen zu sein scheinen. So spielen sie auch vor den Thüren, so begleiten sie, um eine Gabe bittend, den Wagen des Reisenden. ^Visdsrbolsnds I'raxsn, vis bei den andern Staaten! — Zeichnen und Beschreiben! — _ 37. Das GroßherrogLhrrnr Baden. (7.) Der lange, schmale Strich Landes am rechten Ufer des Rheins, vom Bodense^ bis zum Einfluß des Neckars, und dem Spessart gegenüber, sogar den Main berührend, bildet das Großherzogthum Baden. Es umfaßt 280 Quadratmeilen und hat 1,300,000 Einwohner (darunter 500,000 Evangel.), welche schöne fruchtbare Gegenden, theils am Schwarzwalde, theils in den Thälern des Rheins, des Neckars und des Mains bewohnen. Wer von euch einmal eine Reise nach dem freundlichen Baden machen sollte, der kann da lustwandeln unter blühenden Mandeln- und Kastanienbäumen, in Weinbergen, Getreide-, Flachs- und Hanffeldern oder zwischen Obst- und Hopfengärten. Wie da Alles duftet und gedeihet unter dem mil¬ den Himmel, sowohl in dem fruchtbaren Rheinthale, als auf den Reben- und Fruchthügeln, die sich östlich erheben! Oder, wer ein Freund wildromantischer Gegenden ist, der geht weiter südöstlich in die rauheren Gebirge des Schwarzwaldes. Dort flndet er eine Menge fleißiger Menschen, die sich mit Holzfällen, mit Theer¬ st eden, Pottaschebrennen beschäftigen oder aus tiefen Schächten Metalle hervorholen und schmelzen. Ein Haupterwerbszweig der Bewohner des Schwarzwaldes ist aber auch noch die Strohflechterei und Uhrmacherei. „Schwarzwälder Wanduhren" sind weit und breit bekannt, denn mit ihnen wird ausgedehnter Handel getrieben. — Auch an Vieh, Wild und Fischen fehlt es in Baden nicht. - So wie der Landmann sich mit Acker- und Weinbau und mit der Viehzucht beschäftigt, so sieht man die arbeitsamen Städter thätig in ziemlich bedeutenden Wollen-, Baumwollen-, Leinen-, Leder-, Taback-, Metall- und Bijouterie-(Schmuckwaaren-) Fabriken mit deren Produkten bedeutender Handel'getrieben wird.