— 163 — Die Krankheit währte bis an den nennten Tag. Der Pfarrer Gerber und sein Sohn besuchten in dieser Zeit das selige Kind oft. Ja wahrhaftig selig schon ans seinem Lager der Schmerzen. Denn sie fanden es im¬ mer betend und wie es glaubensfrvh seine Mutter trö- ftete, dabei, mitten in den sehr großen Schmerzen der Entzündung, geduldig und siill wie ein Lämmlein. Am Tage vor seinem Ende sagte es zu seiner Mutter: „Der Herr Pfarrer hat mich so oft besucht und mit mir gebe¬ tet, und ihr habt nichts, das; ihr ihm geben könnet. Ach, schenkt ihm doch meine Henne, wenn ich todt bin, und ich lasse ihn bitten, er soll immer damit vvrlieb nehmen." Am nennten und letzten Tage der Krankheit waren etliche christliche Nachbarinnen bei dem Mägdlein. Da bittet dieses, man solle ihm doch das Lied vorsingen: „Wie schon leuchtet der Morgenstern." Und als das Lied fast zu Ende war, schläft das Kind darüber sanft und süß ein. Seliges Kind! wäre mein Herz, wie dein Herz, so treu und ohne Falsch, wäre einst mein Ende, wie dein Ende! — Ja, von solchen Seelen heißt cs: Diese sind Jungfrauen, und folgen dem Lamme, wohin cs geht. Ein Dutzend Denksprüche. L. Die Wahrheit ist gediegen Gold, Sie macht vor Gott und Menschen hold. Bedenke, daß, wo du auch bist, Doch Gott in deiner Nahe ist. /