42 man wenige, vielleicht keine Blumen, weil alle der Sonne zugewendet sind; von der Abendseite prangt dann Alles voller Blüthen. Die meisten Blumen öffnen sich bei Tag und zwar zu bestimm¬ ten Stunden; manche aber erst des Nachts, da die meisten sich schließen. Die meisten öffnen sich des Morgens früh, sobald die Sonne erscheint. Es gibt aber auch, die sich erst öffnen, wenn die Sonne schon eine oder mehrere Stunden geschienen hat. Und da dies ziemlich regelmäßig ge¬ schieht, hat man darauf die sogenannte Blumenuhr oder Pflanzenuhr ge¬ gründet, bei der man, wann die Blumen gewisser Pflanzen sich öffnen, sehen kann, welche Stunde des Tages es ist. So öffnen sich Morgens drei bis fünf Uhr der Bocksbart oder die wilde Haberwurzel mit gelben Blüthen auf unseren Wiesen; vier bis fünf Uhr die Cichorie oder ge¬ meine Wegwarte mit blauen Blumen, die rothe Taglilie und das kleine Habichtskraut; fünf bis sechs Uhr die Zaunwinde mit weißen und rothgesäumten Blumen, die Butterblume und der Löwenzahn mit gelben Blumen; sechs bis acht Uhr die Schweindistel (Gänsedistel) mit gelben Blumen auf den Aeckern, der Lattich, die weiße Seerose und der Herbstlöwenzahn; acht bis neun Uhr der Gauchheil mit den niedlichen blaueil oder schön rothen Blüthen auf unsern Feldern; neun bis zehn Uhr die gelbe Ringelblume; zehn bis elf Uhr die gelbe Tag¬ lilie, der Portulak und die weißblühende Vogelmilch; elf bis zwölf Uhr die Tigerlilie mit den prachtvollen rothen und gefleckten Blumen; Abends fünf Uhr die Gartenjalappe oder Wunderblume mit roth¬ gelben, weißen oder bunten Blüthen; sechs bis nenn Uhr die gro߬ blumige (gelbe) Fackeldistel und der traurige Kranichschnabel (Pelar- goninm) mit blaßgelben und dunkelroth gefleckten Blumen, die gelb- blühende Nachtkerze, das Leimkraut und die Nacht-Zaserblume mit außen rothen oder gelben und innen weißen Blüthen, und zehn Uhr erst die pnrpurrothe Winde. Eine solche Blnmenuhr könnte fast Jedermann leicht sich selbst ma¬ chen, sofern diese Pflanzen insgesamt entweder im Freien bei uns wachsen, oder leicht zu haben und in Töpfen zu pflanzen sind. Doch versteht es sich von selbst, daß sie nur eine Ergötzlichst ist, und daß man sich auf eine gute Wand- oder Taschenuhr immer besser verlassen kann, als auf die Blumenuhr. 20. Ueber die Verbreitung der Pflanzen. 1. Man kann sich nicht genng über die Menge und Mannigfaltigkeit der Pflanzen verwundern, mit welchen der liebe Gott alle Jahre die Erde bekleidet. In