124 erheben sich ähnliche Dämpfe oder Dünste von allen größeren Wasser- maffen der Erde. Ueber Flüssen und Seen schweben an vielen Aben¬ den Wolken von Wasserdunst. Von den Meeren steigen so viele Dünste auf, daß auf Inseln, namentlich der kälteren Gegenden, die Luft sehr feucht und der Himmel häufig umwölkt ist. Kleinere Seen und Flüsse trocknen durch diese Verdunstung in der warmen Jahres¬ zeit bisweilen vollständig aus. So geht das Wasser von der Erd¬ oberfläche weg in die Luft hinauf. Es behält nicht mehr das An¬ sehen einer gewöhnlichen Flüssigkeit; sondern es nimmt die Form von Dämpfen an, es wird der Luft ähnlich, welche die Erde überall umgibt. So lange das Wasser dampfförmig bleibt, läßt es sich in der Luft nicht geradezu erkennen. Man bemerkt nur, daß Luft, welche viel Wasserdämpfe enthält, durchsichtiger ist, daß sie ferne Gegen¬ stände leichter und mit größerer Genauigkeit erkennen läßt. Aber wenn kalte Winde die Luft abkühlen, so verläßt das Wasser wieder die Dampfform; es kehrt durch die Mittelzustände der Wolken und des Nebels wieder zu seiner gewöhnlichen Gestalt zurück. Thau, Regen, Schnee und Hagel führen das Wasser als tropfbarflüsstg oder als fest zur Erde zurück. Diese Wanderung des Wassers ist für alle Geschöpfe, welche an der Erdoberfläche leben, von größter Wichtigkeit. Ueberall strö¬ men die Gewässer der Erde den tiefsten Stellen, den Meeren, zu. Aber von den Oberflächen der Meere ziehen mächtige Massen von Dämpfen über die Festländer hin. In reichlichen Niederschlägen fällt das Wasser auf das Land herab. Es tränkt den Boden und macht das Leben der Gewächse möglich. Es speist Quellen, Bäche und Flüsse und bietet sich Menschen und Thieren zur Nahrung und Er¬ frischung dar. So wirkt das unscheinbare Wasser mächtig in der belebten Natur, und der kleine Wassertropfen zieht durch weite Strecken an den Ort, wo er dem stillen Haushalte der Natur dienstbar sein muß. 60. Dünste, Nebel und Wolken) Regen und Schnee) Thau und Reif. Das Sieden besteht darin, daß sich nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch im Innern der Flüssigkeit Dämpfe bilden; Verdunstung aber nennt man die Bil¬ dung von Dampf an der freien Oberfläche der Flüssigkeit. Das Wasser verdampft oder verdunstet an der Oberfläche der Flüsse und Meere und des feuchten Erdbodens;