144 len, Garben und Feuerkugeln. Die Nacht wurde in Hellen Tag ver¬ wandelt, ich konnte einen Brief lesen, so gut als am Mittag. Un¬ vermerkt erlosch aber dieses himmlische Feuer wieder, jedoch blieb die Nacht hell bis gegen Morgen. Dieses prachtvolle Schauspiel ertheilt selbst den Sternen einen Theil seiner Schönheit. Sie funkeln durch die wallenden Strahlen desselben mit größerem Glanz; oft scheint der ganze Himmel in Funken zu stehen. Nichts Prächtigeres kann man sich denken, als jene farbigen Lichtströme, welche sich mit unglaub¬ licher Schnelligkeit über den ganzen Himmel ausbreiten und ihn gleich¬ sam mit einer Decke von Edelsteinen zieren. Der ganze Himmel hat das Aussehen einer glänzenden Kuppel, die von verschieden gefärb¬ ten Lichtsäulen getragen wird. Aber man sieht dieses herrliche Schau¬ spiel auch nicht ohne einigen Schrecken; denn es findet dabei manch¬ mal ein deutliches Zischen, ein gelindes Sausen, mitunter auch ein Platzen und Rollen statt, daß man meint, man höre das wiederholte Knallen eines Feuerwerks. Die Jäger, welche am Eismeer die blauen und weißen Füchse jagen, werden natürlich von den Polarlichtern oft überfallen; alsdann fürchten sich ihre Hunde so sehr, daß sie sich auf die Erde niederlegen und nicht mehr von der Stelle zu gehen wagen, bis dieses Getöse aus ist." Die Polarlichter sind nun für den Winter der Polar- oder Eis¬ länder eine große Wohlthat. In diesen geht die Sonne etwa 4 Wo¬ chen lang nicht auf, in dieser ganzen Zeit bliebe es also Nacht, eine bange, ungemuthsame Nacht, wenn nicht Gott die freundlichen Polar¬ lichter leuchten ließe. Es nützt einen da nichts, daß dafür im Som¬ mer die Sonne auch wieder etwa 4 Wochen lang gar nicht untergeht, sondern nur wie im Ring am Gesichtskreis herumläuft. Freilich ist die Sonne der Mitternacht auch wieder ein merkwürdiges Schauspiel für den Fremden. Sie gleicht indessen nur dem Mond, man kann sie mit bloßen Augen betrachten ohne Schaden, sie hat ihren sonstigen blendenden Glanz nicht. Ein so langer Tag erzeugt daun zwar allerdings wieder eine so starke Hitze, daß der Theer an den Schiffen flüssig wird, aber doch nur erst im Juli und August der ge¬ frorene Boden aufthant, und daß dann, was in solchen Gegenden noch fortkommt, viel schneller als bei uns hervorkeimt, wächst und reif wird, alles in 2 —2'/2 Monaten. Dabei fehlt aber der Früh¬ ling, der Sommer bricht auf einmal aus dem Winter hervor, auch kommt kein Herbst, auf einmal macht der Sommer dem Winter wie¬ der Platz, und dieser fragt nichts nach dem Sprichwort: strenge