398 es sechsmal so viel wäre, so reichte es; wer nun möchte multipliciren können: 6mal 6 ist 36!« Ich tröstete ihn mit der vielfältigen Erfahrung der Hülfe Got¬ tes, welcher es auch noch selbigen Tages just zu 36 multiplicirte zu seiner und meiner nicht geringen Stärkung des Glaubens. Gott that aber noch ein mehr er es und bescherete auch über dieses an demselbigen Tag fünf und zwan¬ zig Dukaten, damit auch dem folgenden Tag, der gleichfalls ein Zahlungstag war, ein Genüge geschehen könnte.« Immerhin ging es nicht selten auch durch grosses Gedränge. »Es ist oft und vielmal geschehen», erzählt er , »dass ich keinen Heller mehr übrig ge¬ habt, obwohl auf den nächsten Tag das Marktgeld für 2—300 Personen da sein musste.« Manchmal mussten die Pfennige zu Hülfe genommen werden, welche man für Arme zurückgelegt hatte. Einmal musste der Hausverwalter mit Schmerzen suchen, wie er nur ein paar Groschen aufhiebe , um auf den Abend etliche Lichter zu kaufen, damit die Kinder nicht im Finstern sitzen dürften, und kam nicht eher dazu, als bis es dunkel worden war Und den¬ noch konnte Franke auf die Frage: »Habt ihr auch je Mangel gehabt?« in Wahrheit antworten wie die Jünger: »Herr, nie keinen.« Luc. 22, 35. Zur Zeit seines Todes (1727) waren im Waisenhause 143 Waisenkinder unter zehn Aufsicht führenden Personen, 2207 Kinder und Jünglinge, die in den verschiedenen Schulen von 175 Lehrern unentgeltlich unterrichtet wurden. 150 Schüler und 225 arme Studenten wurden aus der Kasse des Waisenhau¬ ses täglich gespeist. Aus dem Verkauf einer Predigt Frankes »von der Pflicht gegen die Armen« erwuchs nach und nach eine bedeutende Buchhandlung samt Buchdruckerei; eine Anweisung zur Bereitung eines sehr wirksamen Heilmit¬ tels, die ein Sterbender Franken übergab , legte den Grund zu einer grossen Apotheke, die auch dem Waisenhaus wieder viel einbrachte. Der Segen, welcher von dem Hallischen Waisenhaus ausging, erstreckte sich nicht bloss auf diejenigen Kinder und Jünglinge, welche in seiner unmit¬ telbaren Pflege standen; es übte überhaupt einen bedeutenden Einfluss auf Verbesserung des Schul- und Erziehungswesens bei Armen und Reichen in der Nähe und Ferne aus. Wie weit dasselbe sein Licht leuchten liess zum Preise des Vaters im Himmel (Matth. 5, 16.), dafür zeugt, dass von demsel¬ ben die erste Bibel- und die erste Missionsanstalt in der evangelischen Kirche Deutschlands ins Leben gerufen wurde. Aus der Bibelanstalt des Hallischen Waisenhauses, die sich die Verbrei¬ tung wohlfeiler Bibeln unter den Armen zum Ziel setzte, sind bis jetzt allein zwei Millionen hervorgegangen. Aus dem Hallischen Waisenhause wurde der Erstling unter den evangelischen Missionaren, Barthol. Ziegenbalk , im Jahr 1706 zu den Heiden gesandt. 184. Das that ich für -ich! Was thust -N für mich? Der Graf Zinzendorf fand in dem Zimmer eines Wirths¬ hauses ein Crucifix an der Wand, meinte aber, daß die Wirthsleute wenig darauf achten. Kurz vor seiner Abreise schrieb er unbemerkt in einem Halbkreise oben drüber: „Das that ich für dich!" und unten