176 Erdkunde. und Rimini am adriatischen Meere, die sogenannte Romagna, ist eine Hauptkornkammer für Europa. Die Landstraßen sind unsicher. — Die Republik San Marino, der kleinste Staat in Europa, steht unter päpst¬ lichem Schutze. 3) Unteritalien. Das Königreich beider Sicilien ist eins der schönsten Lander der Welt und müsste bei der Ueppigkeit seines Bodens auch das reichste in Europa sein, wenn nicht auch hier der besitzlose Bauer nur Pächter wäre und nicht lieber träg in Armut lebte, als durch Fleiß sich in Wohlstand versetzte. Nur die Umgegend der Hauptstadt ist gartenmäßig angebaut. Es gedeiht nur, was geringer Pflege bedarf; unter den Weinen ist besonders feurig, der am Fuße des Vesuv wächst, DaZrime di Christo (Thränen Christi) genannt. Hauptstadt des Königreichs Neapel ist Neapel in so unvergleichlich reizender Lage, daß der Spruch entstand: „Sieh Neapel und stirb!" Unter den Einwohnern sind 40—50,000schmutzigeDsriraroni, die Nichts besitzen und, nur mit einem Hemd und leinenen Hosen bekleidet, als Fischer, Schiffer, Lastträger, Obsthändler täglich so viel Grani (Kreuzer) erwerben, um dafür Apfelsinen und Melonen, Wein und Makkaroni (ein Gebäck aus Weizenmehl mit geriebenem Käse bestreut) in hinreichender Fülle zu kaufen. Die Säulenhallen der Kirchen und Paläste bieten dem Wohnungslosen eine gesunde Schlafstätte und bei aller Armut lebt er sor¬ genloser, als bei uns der fleißige Landmann. Unter und bei dem Flecken Portici hat man Theile der im Jahr 70 nach Christi durch einen Aschen¬ regen des Vesuvs verschütteten und durch Lavaströme bedeckten Städte Herculanum und Pompeji aufgegraben und hierdurch herrliche Wand¬ gemälde mit wunderbar gut erhaltenen Farben und eine deutliche Vorstel¬ lung von den Gebäuden der Alten und ihrer Zimmereinrichtung gewonnen. Die nördlichste Provinz, die Abruzzen, ist rauh und gebirgig, die südlichste, Kalabrien, unter glühendem Himmel, doch reichlich bewässert, wie auf dem Herd eines unterirdischen Feuers gelegen, das oft unter Erschütterungen ausbricht, zugleich die gesegnetste und verwildertste des Reichs. — Im Königreich Sicilien stößt man nur auf traurige Ueberreste früherer Blüte und Größe. Wo sonst mit den schönsten Kunstwerken geschmückte Städte und reiche Republiken bestanden, die das Meer mit ihren Flotten bedeckten, wohnt jetzt ein armes Volk in wenigen zerfallenden Städten. Während die Insel früher bei zehnmal größerer Bevölkerung eine Kornkammer des römischen Reichs war, hat sie jetzt wenig Ueberfluß. Und auch dieser kommt nur dem begüterten Adel und der reichen Geistlichkeit zu gut, da der Bauer kein Eigenthum besitzt. Palermo ist die größte Stadt, Catania die rein¬ lichste, in entzückend schöner fruchtbarer Gegend am Aetna. Syrakus, im Alterthum von 800,000 Menschen bewohnt, hat jetzt 12,000. Dörfer findet man fast keine. Die liparischen Inseln sind vulkanisch, zum Theil stets brennend und dampfend. — Die Insel Malta mit der starken Festung und Hafenstadt La Valetta gehört den Engländern. L