240 Geschichte Gesetze, nach denen alle Bürger an der Gesetzgebung, Wahl der Obrigkei¬ ten, so wie an den Gerichten mehr oder minder Theil nahmen, je nachdem sie größere oder kleinere Steuern und Lasten trugen. Die 9 Archonten blieben; ein Rath von 400 Bürgern hielt Vorberathung über das, worüber die Volksversammlung entschied. — Wie er die Rechte und Lasten der verschiedenen Stände ins Gleichgewicht brachte und eine Verfassung gab, welche die Mitte zwischen Adels- und Volksherrschaft hielt, eben so um¬ sichtig sorgte er für das Gerichtswesen und die körperliche und geistige Er¬ ziehung. 8. 39. Solon ließ seine Gesetze auf 100 Jahre beschwören und ging ins Ausland. Unterdeß erneuerten sich die Parteiungen, die er bei seiner 560 Rückkehr nach 10 Jahren nicht versöhnen konnte. Pisistratos bemäch¬ tigte sich endlich der Burg (Akropolis) und trat als unrechtmäßiger Herr¬ scher (Tyrann) auf. So weit es sich mit seiner Gewalt vertrug, schützte er die solonischen Gesetze, förderte Kunst und Ackerbau, verschönerte die Stadt und starb von Vielen betrauert. Sein Sohn Hippias wurde 510 durch die Ermordung seines Bruders (Hipparchos) zur Härte gereizt und vertrieben. 8. 40. Frühzeitig waren Kreta, Rhodns, Euböa, Aegina, und viele anderen Inseln von Griechen besetzt. Ihr reger Handelsgeist oder Missmut über die Zustände in ihrem Geburtslande führten sie aber noch weiter, und kein Volk der alten Welt hat so viele Kolonien ausge¬ führt, wie sie. Den mannigfaltigen Nutzen solcher Niederlassungen haben wir schon bei den Phöniciern gesehen. Der größte für die Welt war der, daß der heitere Geist und die höhere Menschenbildnng der Griechen wie ein befruchtender Samen in alle Welt getragen wurde. An der ganzen Westküste von Kleinasien prangten griechische Pflanzstädte, unter denen Smyrna, Ephesus, Milet die größten waren; Unteritalien ward nach seinen vielen griechischen Bewohnern auch Großgriechenland genannt; Syrakus war eine Tochterstadt von Korinth, in Messina blühte der Staat derMessenier wieder auf; Marseille zeichnete sich noch spät durch griechische Feinheit der Sitten aus, und in den tapferen Bürgern von Sa- gunt wallte griechisches Blut, so wie in den meisten Handelsstädten von Sardinien, Corsika, Afrika und am schwarzen Meer die griechische Sprache die Volkssprache war. 8. 41. So verschieden in Verfassung, Ansicht und Thätigkeit die ein- zelen griechischen Stämme waren, so feindlich sie sich oft entgegen traten, so verloren sie doch nie das Bewusstsein und den Willen, ein Volk zu sein. Leicht bildeten sich Vereine von Nachbarstaaten, um sich über das gemeinsame Wohl ihrer Gebiete zu berathen. Noch mehr stellten sich aber die vielen Völkerschaften als Ein Brüdervolk dar bei dem Nationalfeste der olympischen Spiele. Da strömte die rüstigste Jugend und das ganze gesellige Hellas zusammen. *) Da rangen im Laus und Sprung, im Wurf *) Alle 4 Jahre wurden die Spiele in dem heiligen Bezirk von Olympia in Elis ge¬ halten. Daher bezeichnet eine Olympiade einen Zeitraum von 4 Jahren, und nach Olympiaden bestimmt man dix Zeit griechischer Begebenheiten.