151 78. Die Hochebene von Oberschwaben. All der mittäglichen Grenze von Württemberg breitet der Bvdensee seinen herrlichen Wasserspiegel aus. Er ist 9 '/2 Geviertmeisen groß, so groß als eines der größten Oberämter unseres Landes, und trägt daher mit Recht seit alter Zeit den Namen „schwäbisches Meer". Im Süden ziehen an ihm die langen Kettenzüge der Schweizer und Tiroler Alpen, dieses Grcnzgebirgs zwischen Deutschland und Italien, vorüber. Fünf Staaten, nemlich Baden, Württemberg, Bayern, Oesterreich und die Schweiz haben an seinen Ufern Theil; ihre Handclsfahrzeuge und Dampfschiffe be¬ fahren ihn. Er erstreckt sich von Südost nach Nordwest, von der österreichischen Stadt Bregenz bis zur badischen Stadt Constanz zwölf Stunden weit; hier theilt er sich in zwei Arme, von denen der eine, der untere oderZeller See, durch welchen der Rhein seinen Abfluß hat, fünf, der andere, der Uebcrlinger See, sechs Stunden lang ist. In jenem liegt die lieblicheJnsel Reichenau, in diesem die schöne Insel Meinau. Seine größte Breite hat der See zwischen Friedrichshafen und Rorschach, sie beträgt fünf Stunden; auf dieser Linie befindet sich auch seine größte Tiefe mit 850 Fuß. Vom nördlichen Ufer besitzt Württemberg gerade den mittleren Theil, jedoch nur in einer Ausdehnung von fünf Stunden. Hier liegt die Stadt Friedrichshafen (früher Buch¬ horn genannt), ein wichtiger Stapelplatz für den Handel zwischen Deutschland, der Schweiz und Italien. Von hier aus wird hauptsächlich der Getreideüberfluß Ober¬ schwabens der östlichen Schweiz zugeführt. Vom Bodensee aus gegen Mitternacht breitet sich bis zur Donau eine Ebene aus, welche 1500 bis 1900 Fuß über dem Meeresspiegel liegt und von dem Stamm der Oberschwaben bewohnt wird; sie wird die Hochebene von Oberschwaben genannt. Gegen Osten zieht sie sich weit ins Bayrische, gegen Westen ins Badische und das jetzt mit Preußen vereinigte frühere Fürstenthum Sigmaringen hinein. Im Osten scheidet der Jllerfluß den württembergischen Antheil vom bayrischen. Das württem- bergische Oberschwaben ist etwa 70Geviertmeilcn groß und kam erst im Anfang die¬ ses Jahrhunderts an Württemberg, vorher gehörte es zu Oesterreich; einige Städte jedoch, wie Ulm, Biberach, Leutkirch, Jßny, Wangen, Buchhorn, waren freie Reichsstädte. An der nördlichen und südlichen Grenze von Oberschwaben fließen zwei Haupt¬ ströme Europas fast gleichlaufend, jedoch in entgegengesetzter Richtung, die Donau nach Nordosten, und der Rhein gegen Westen; letzterer ist der Hauptzufluß des Bo¬ densees. Es zieht somit die Wasserscheide zwischen Donau und Rhein durch Ober¬ schwaben. Sie bildet einen halbkreisförmigen Bogen, der von Süd nach West zieht, und theilt die Landschaft in zwei Gürtel. Der nördliche enthält das Wassergebiet der Donau. Diese entspringt auf dem Schwarzwald. Ihre zwei Quellbäche, Brigach und Brege, vereinigen sich bei Donaueschingeu und nehmen hier den Namen Donau au. Der Fluß strömt nun in nordöstlichem Lauf an Tuttlingen und Sigmaringeu vorbei und betritt bei Scheer das Württembergische Oberschwaben. Er fließt sofort meist in einem sumpfigen oder Riedchale, das breit und flach ist, keine Bäume und nicht einmal Gebüsch hat, an Riedlingeu, Munderkingen, Ehingen vorbei bis Ulm. Hier wird die Donau durch die Vereinigung mit der ans den Allgäuer Alpen herab¬ kommenden, wasserreichen Iller auf einmal schiffbar, geht aber nun gleich ins Bay¬ rische über. Die Donau empfängt auf der rechten Seite von Süden her folgende