35 Gerade umgekehrt! — Hier sollten Kürbse sein! Er sprach's und gähnt und schlummert ein. Zum Unglükk stieß ein Nord¬ wind an die Eiche: und eine kleine Eichel traf derb unsern Bauer auf den Schlaf. Hilf Himmel! fuhr er auf, und fühlte nach dem Streiche — ist das ein Schmerz! — WaS hab' ich Thor gedacht? Wenn'ö nun ein Kürbs. gewesen wäre? Verzeih' mir Gott! ^nd ewig sei ihm Ehre! Denn er hat Alles wohl gemacht! 76. „Du sollst deinen Vater und deine Mutter einen, auf dass dir8 wohl gehe!“ Man findet gar oft, wenn man ein wenig aufmerksam ist, dass Menschen im Alter von ihren Kindern wieder eben so behandelt werden, wie sie einst ihre alten und kraftlosen Eltern behandelt haben. Es geht auch begreiflich zu. Die Kinder lernen’s von den Eltern; sie sehen’« und hören’s nicht anders und folgen dem Beispiel. So wird es auf dem natür¬ lichsten und sichersten Wege wahr, was gesagt wird und ge¬ schrieben ist, dass der Eltern Segen und Fluch auf den Kindern ruhe und sie nicht verfehle. — * Einst kam ein alter Bauer mit wankendem Schritt, auf einen Stab gestützt, an dem Thore einer Residenz an. Der Thorschreiber sah aus seiner niedrigen Wachtstubc heraus, und rief ihn an: „Woher, Alter?“ — „Da drüben vom Walde her,“ antwortete der Bauer. — „Wo geht denn euer Weg hin?“ fragte der Thorschreiber weiter. — „Nicht weiter, als hierher,“ war des Bauern Antwort. — „Und was habt ihr denn hier zu schassen?“ „Ach,“ erwiderte der Alte mit einem Seufzer, „ich wollte meinen eignen Sohn verklagen. Seht, da habe ich vor mehreren Jahren mein Bischen Hab’ und Gut meinen sechs Söhnen abgetreten, um meine alten Tage in Ruhe zu verleben. Der älteste bekam die Grund- stükke, Haus und Hof, Aekker und Wiesen; er verglich sich mit seinen Brüdern, und versprach, mich bis an meinen Tod zu ernähren und zu verpflegen. Aber das will er jiun nicht • 3*