115 144. Mitleid im Winter. In meinem Stübchen ist's bequem, Jst'S lieblich, hübsch und angenehm; Doch manche Mutter, Gott erbarm'! Nimmt'ö Kindlein nakkend auf den Arm. Sie hat kein Hemd, hvrt'S kläglich schrei'n Und wikkelt'S in die Schürze ein! Sie hat kein Holz, sie hat kein Brot Und klagt dem lieben Gott die Noth. Frirrt'S noch so stark, das Mutterherz, Thaut doch die Thränen auf im Schmerz. Der Winter ist ein rauher Mann: Wer nimmt sich doch der Armen an? Geh' hin und bring' der armen Seel' Gin weißes Hemd, ein Säkklein Mehl, Gin Bündchen Holz, und sag' ihr dann, Daß sie auch zu uns kommen kann, Um Brot zu holen immer frisch: Und dann dckk' auch für uns den Tisch! /untrer Abschnitt. 143. Die Jahreszeiten. Gin Bild des Lebens. Das Leben gleicht den Jahreszeiten: — der Frühling ist die Zeit der Saat; der schmekkt der Grnte Süssigkeiten, der ihn dazu genützct hat. Der Sommer reift die vollen Aehren; der Herbst theilt milde Früchte anö; der Winter kommt, sie zu verzehren, und findet ein gefülltes Haus. Es fließe mir denn nicht vergebens der Frühling meiner Jahre hin! Auf Kenntnisse zum Glükk des Lebens, auf Tugend gehe mein Bemüh'n! Daß man in meinem Sommer sage: Seht seine Grnte, sie ist groß! Dann fällt im Herbste meiner Tage auch Frucht in manches Armen Schooß. Und ich darf nicht das Alter scheuen, — ich bin an weisem Borrath reich; ich kann mich meines Winters freuen; denn Nichts ist meinen Schätzen gleich. — 146. Der Bauersmann. Wie nützlich ist der Bauersmann! Er bauet uns das Feld; wer eines Bauern spotten kann, der ist ein schlechter Held. Noch eh' die liebe Sonne kommt, geht er schon seinen Gang, und thut, was allen Menschen frommt, mit Lust und mit Gesang. '8*