Zweiter Theil. Weltkunde. Wer zwischen seinen bekannten Bergen und Bäumen daheim sitzt bei den Deinigen, oder bei einem guten Mahle, dem ist wohl, und er denkt nicht weiter. Wenn aber früh die Sonne in ihrer Herrlichkeit aufgeht, so weiß er nicht, wo sie herkommt, und wenn sie an» Abende untergeht, weiß er nicht, wo sie hinzieht, und wo sie die Nacht hindurch ihr Licht verbirgt, und auf welchem geheimen Fußpfade sie die Berge ihres Aufganges wiederfindet. Oder wenn der Mond einmal bleich und mager, ein andermal rund und voll durch die Nacht spaziert, weiß er wieder nicht, wo das herrührt; und wenn er in den Himmel voll Sterne hinauf schaut, einer blinkt schöner und freudiger als der andere: so meint er, sie seien alle seinetwegen da, und weiß doch nicht recht, was sien. wolle Es ist aber nicht löblich, daß man so Etwas alle Tage sicht nnd nie fragt, was cS bedeutet. Der Himmel ist ein großes Buch über die göttliche Allmacht und Güte, und stehen viele bewährte Mittel gegen den Aberglauben und gegen die Süyde darin, und die Sterne sind die goldenen Buchstaben in dem Buche. Aber es ist in einer fremden Sprache geschrieben; man kann es nicht verstehen, wenn man keinen Dolmetscher hat. Wer aber einmal in diesem Buche lesen kann, in diesem Psalter, und liest darin, dem wird hernach die Zeit nicht mehr lang, wenn er schon bei Nacht allein auf der Straße ist, und wenn ihn die Finsterniß verführen will, etwas Böses zu thun, kann er es nimmer. Darum folgt hier Etwas über Erde und Sonne, über Mond und Sterne u. f. w. Es steht ein groß, geräumig Haus Auf unsichtbaren Säulen; Es mißt'S und geht's kein Wandrer aus, Und keiner darf drin weilen. Nach einem unbegriffneu Plan Ist es mit Kunst gezimmert; Es stekkt sich selbst die Lampe an, Die es mit Pracht durchschimmert. ES hat ein Dach, krystallenrein, Von einem einz'gen Edelstein — Doch noch kein Auge schaute Den Meister, der eö baute. 11