86 Poetische Erzählungen. „Hailoh! hailoh! frisch aufl gewogt!“ Hoch hielt der Graf den Preis hervor. Ein jeder hört’s, doch jeder zagt. Aus Tausenden tritt keiner vor. Vergehens durchheulte, mit Weih und Kind, Per Zöllner nach Rettung den Strom und Wind. Sieh', schlecht und recht ein Bauersmann Am Wanderstabe schritt daher, Mit grobem Kittel angethan, An Wuchs und Antlitz hoch und hehr. Kr hörte den Grafen, vernahm sein Wort Und schaute das nahe Verderben dort. Und kühn in Gottes Namen sprang Er in den nächsten Fischerkahn; Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang, Kam der Erretter glücklich an. Doch wehe! der Nachen war allzuklein! Der Retter von Allen zugleich zu sein. Und dreimal zwang er seinen Kahn, Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang, Und dreimal kam er glücklich an, Bis ihm die Rettung ganz gelang. Kaum kamen die letzten in sichern Port, So rollte das letzte Getrümmer fort. „Hier!“ rief der Graf, „mein wack’rcr Freund. „Hier ist der Preis! Komm her! Nimm hin!“ Sag an, war das nicht brav gemeint? — Bei Gott, der Graf trug hohen Sinn; Doch hoher und himmlischer, wahrlich, schlug Das Herz, das der Bauer im Kittel trug. „Mein Leben ist für Gold nicht feil. „Arm bin ich zwar, dofh hab’ ich satt; „Dem Zöllner werd' euer Geld zu Theil, „Der Hab’ und Gut verloren hat!“ So rief er mit herzlichem Biederton, 3 den Rücken und ging davon.