Von den Lufterscheinungen. 359 Da jedem Wasser so viel Wärme entzogen werden kann, daß es gefriert, so kann es auch bei dem Thau geschehen. Wenn nun Thau entsteht, und die Körper, auf welche er sich setzt, haben einen hinrei¬ chenden Grad von Kälte, so nehmen sie demselben gleich so viel Wärme, daß er sich in kleine Eisnadeln verwandelt. Deswegen sinder man im Frühjahr und Herbst des Morgens oft das Feld ganz weiß. Das ist nichts als gefrorener Thau, der dann Reif heißt. — Weil die wärmere Luft sich nach kälteren Körpern zieht, so kommen während des Winters, wenn Thauwctter eintritt, die Dünste an Mauern und gefrieren; dies nennt man das Ausschlagen der Wände. Bei starken Frösten wird der Athem von Menschen und Thieren zu einer Art von Reif, den man an Kleidern und Haaren deutlich wahrnimmt. Wenn die Dünste in einer Wolke kurz vorher, ehe sie zu Regen¬ tropfen werden, gefrieren, so entstehen aus ihnen regelmäßige Stern¬ chen mit sechs Spitzen, die dann auf einander fallen, Flocken bilden und so als Schnee auf die Erde gelangen. Gefrieren aber im Herab¬ fallen die Regentropfen, so stürzen sie in runden Eiskörnern herab, und dann hagelt es. Auffallend bleibt es, daß gewöhnlich nur im Sommer Hagel kommt, und zwar immer aus Gewitterwolken, was zu beweisen scheint, daß die Electrizität sein Entstehen verursache. Die Hagelkörner hängen sich oft an einander und bilden große Stücke, welche man Schlossen nennt. Da diese von einer ansehnlichen Höhe herabfallen, so richten sie bedeutenden Schaden an, schlagen das Ge¬ treide im Felde nieder, beschädigen die Dächer, besonders Fenster, und tobten wohl auch Vögel und andere Thiere. Im Frühjahr und Herbst fallen nur Graupen oder kleine Hagelkörner, weil die Dünste nicht so hoch steigen. Vom Blitz ist schon bei der Electrizität die Rede gewesen. Das Wetterleuchten ist auch ein Blitzen, welches aber aus Gewitterwol¬ ken kommt, die so weit von uns entfernt sind, daß wir den Donner nicht hören können.^ Die Irrlichter sind blaffe Lichtflämmchen, welche sich des Abends auf Sümpfen oder Kirchhöfen, nahe über der Erde hüpfend, hin und her bewegen. Sie bestehen aus einer phosphorhaltigen, brenn¬ baren Lust, die sich an jenen Orten sammelt und von selbst entzündet. Wenn sich ähnliche Dünste hoch in der Luft entzünden, so scheint es, als ob ein Stern herabfalle, und man gab ihnen deshalb den Namen Sternschnuppen. — Zuweilen sieht man in einer bedeuten¬ den Höhe große Feuerkugeln, die am Himmel schnell hinfahren und einen starken Schein von sich geben. Manchmal zerplatzen sie mit einem starken Knalle. Es hat sich schon an mehreren Orten er¬ eignet, daß nach dem Zerspringen einer Feuerkugel Steine von ver¬ schiedener Große auf die Erde fielen. Sie waren noch brennend heiß' und gaben einen Schwefeldampf von sich. Sonst sind in mehreren