- 508 - Erde von der Sonne zugesandten Strahlen auffangen, die Erde verfinstern und auf der hellen Sonnenscheibe sichtbar werden, indem er vor ihr vorüber¬ geht. Dies findet von Zeit zu Zeit wirklich Statt; nur sagen wir nicht, wir haben Erdsinsterniß, sondern da uns die Sonne dunkel erscheint, sprechen wir von Sonnenfinsterniß. Wenn aber zur Zeit des Vollmondes die Erde zwischen Sonne und Mond steht und während der Nacht von der Hellen Mondscheibe das Licht empfängt, was von der Sonne aus, der Erde vorbei, dahin strahlt, und es ereignet sich nun, daß die drei Himmelskörper in gradcr Linie hinter einander stehen, so fängt die Erde die dem Monde von der Sonne zugesendeten Strahlen auf; — die helle Mondscheibe erscheint uns plötzlich ganz oder zum Theil dunkel, — es ist Mondsiinsternlß. Anders sagen die Mondbewohner, wenn es solche giebt. Ihnen entschwindet das Licht der Sonne, da die Erde an der Sonnenscheibe vorübergeht und das Licht auffängt; sie haben Sonnenfinsterniß. Das letztgenannte Ereigniß, die Mondfinsterniß, giebt nebenbei einen neuen Beleg dazu, daß der Mond an sich ein dunkler Himmelskörper ist, welcher sein Licht nur von der Sonne empfängt; denn sobald die Erde eine solche Stellung einnimmt, daß sie die Sonnenstrahlen, die zum Monde hineilen, auffangen kann, erscheint die vorhin helle Mondscheibe dunkel. Tritt die Erde aus der graden Linie, welche Sonne und Mond verbindet, heraus, so strahlt der Mond wieder in vollem Glanz und erleuchtet dieErde mit dem fremden Lichte. In diesem letzten Punkte gleicht er also wieder der Sonne, denn auch von der Sonne wissen wir, daß sie die Erde erleuchtet. Gleichwohl ist ein großer Unterschied zwischen dem Sonnenlichte, und dem Mondlichte oder wie man auch sagen könnte, zwischen dem Sonnenlichte, wie es unmittelbar von der Sonne zu uns gelangt, und dem Sonnenlichte, welches der Mond auf uns zurückwirft. Während die Sonnenscheibe in einem so blendenden Glanze strahlt, daß unsere Augen nicht wohl ohne geschwärzte Gläser hineinsehen können, glänzt die Mondscheibe so matt und doch so freundlich, daß wir mit Vergnügen stundenlang sie betrachten können. Auch vermißt man das Flimmern und Wogen des Lichtglanzes der Sonnenscheibe an dem Monde; er strahlt in einem ruhigen, heitern Licht. Dafür macht er es freilich auch bei weitem nicht so hell, als die Sonne; im schönsten Mondschein kann man nicht ganz ohne Anstrengung lesen, was doch beim schwächsten Sonnenschein der Fall ist, ja eigentlich schon, ehe die Sonne noch selber scheint. Was wir sonst noch früher von den Segenswirkungen der Sonne gelernt haben, daß sie nämlich die Erde erwärmt und recht eigentlich Leben und Frucht¬ barkeit verbreitet, das Alles läßt sich vom Monde nicht sagen. Im schönsten, stärksten Mondschein klappern oft dem Wanderer die Zähne im Munde vor Frost, — der Mond ist ein kalter Freund. Ebenso wenig ist von seinem Einflüsse auf die Thier- und Pstanzenwclt bekannt, mit der Fruchtbarkeit hat er Nichts zu schaffen.*') 8. Nach dem Bisherigen ist der Mond ein ferner, großer, an sich dunkler Himmelskörper, welcher von der Sonne beleuchtet wird und wiederum, in *) Beim Aib- und Zunehmen des Mondes kommen wir darauf zurück.